Stichhaltiges Wissen

Von Christian BlockLex Kleren

Klimatische Veränderungen, Globalisierung und Verstädterung begünstigen die Verbreitung von krankheitsübertragenden Stechmücken. Das bestätigt auch der erste Stechmückenatlas, an dem Forscher*innen seit drei Jahren arbeiten. Es ist die erste umfassende Bestandsaufnahme im Land.

Sie rauben uns den Schlaf, sorgen für beißende Wunden oder schlimmstenfalls für schwere Erkrankungen. In der Beliebtheitsskala des Menschen rangieren Stechmücken vermutlich eher unter den faunistischen Schlusslichtern. Dennoch ist es wichtig und wird es in Zukunft immer wichtiger sein, sich mit dieser Insektenfamilie zu befassen.

Denn seit einigen Jahren schon breiten sich nichtheimische Moskitoarten zunehmend in Europa aus und mit ihnen steigt das Risiko der Übertragung von Krankheiten wie dem Westnilvirus, Dengue-Fieber, Malaria oder dem Chikungunya-Virus. Klimatische Veränderungen, die sich beispielsweise in verlängerten Vegetationsperioden äußern, begünstigen das Vorkommen heimischer wie auch die Ansiedlung neuer Arten. „Mildere Winter oder auch feuchtere Frühlinge: Das ist natürlich für Stechmücken optimal, weil dann können sich die Eier gut zu Larven entwickeln und in feuchtwarmen Bedingungen schlüpfen, und es werden nicht so viele im Winter durch Frost umgebracht“, sagt Dr. Alexander Weigand, Kurator der Zoologie am Nationalmuseum für Naturgeschichte.

Es gibt allerdings noch einen zweiten Beschleunigungsfaktor: die Globalisierung. Der Biologe gibt ein Beispiel: Wo Menschen früher per Schiff zwischen Nordamerika und Europa reisten, konnte eine Stechmücke die Überfahrt kaum überleben. „Aber wenn sie heute, aus einem Malaria-Hochgebiet stammend, an Bord eines Frachtflugzeugs am Findel ankommt, dann kann sie natürlich auch den Malaria-Erreger in sich haben und am nächsten Tag jemanden am Flughafen piksen.“ Das Beispiel ist nicht willkürlich gewählt. In den 1990er Jahren habe es wohl fünf Malaria-Fälle in einem Umkreis von vier Kilometern um den nationalen Flughafen gegeben. Da die Betroffenen nicht im Urlaub waren, könnten, so die Vermutung, eingeflogene Anopheles-Mücken, wie die Malaria-Mücken auch noch genannt werden, die Krankheit weitergegeben haben.

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