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Von Misch Pautsch

Es ist die wohl einflussreichste Ausgabe des Landes. Dabei hat sie noch nicht mal einen Namen: Die Presserevue des staatlichen Pressedienstes trägt die wichtigsten Nachrichten des Tages zusammen. Doch wer sind diese Leute, die täglich unseren Politiker*innen die Nachrichten zusammenstellen? Und wie entscheiden sie, welche Nachrichten „wichtig genug“ sind?

Es ist 6.30 Uhr an einem Donnerstagmorgen. Unter den noch nicht ganz geöffneten Augen der Gëlle Fra werden, wie jeden Morgen, seit einer Stunde die wichtigsten nationalen und internationalen Nachrichten destilliert. Die drei Mitarbeiter*innen der Presserevue-Abteilung des SIP (Service Information et Presse) arbeiten unter Zeitdruck an ihrem hochkonzentrierten täglichen Produkt: dem Pressespiegel, der um 8.00 Uhr auf die Minister*innen, Abgeordnete und Botschafter*innen in warten soll. „Kaffee?“, fragt Philippe Gengler in die Runde und macht mit einem klassischen Kaffebiz – die modernere, vollautomatische Kaffeemaschine habe ihrem Kaffeekonsum nicht lange standgehalten – bei seinen beiden Kolleg*innen halt.

Wie alle Abteilungen des SIP arbeitet das Team um Dienstchef Steve Jacoby, der auf seinem Bürostuhl schwungvoll zwischen zwei Schreibtischen hin- und her rollt, größtenteils ungeachtet von der Gesellschaft. Aber ihr Konzentrat ist wahrscheinlich das unterschwellig wichtigste Medium Luxemburgs: eine in vielerlei Hinsichten theoretisch perfektes Zeitungsmosaik: pluralistisch, divers, aber in die Tiefe gehend, ohne Füllerartikel oder Werbung. Übersichtlich ist es jedoch nicht: Die rund 250 Artikel am Tag, zusammengetragen aus 35 Zeitungen, bildet die Grundlage des geteilten Wissens aller politischen Entscheidungsträger*innen des Landes. Sie können entweder über die Internetseite des SIP auf die drei Dossiers National (luxemburgische Presse), International 1 (weltweite News) und International 2 (längere internationale Analysen) zugreifen, oder die insgesamt etwa 250-seitigen PDFs herunterladen.

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