Projekt Alpha: Zwischen "Segregation" und "zesumme wuessen"

Von Christian BlockLex Kleren

Bevor ab Herbst 2027 Kinder landesweit Lesen und Schreiben wahlweise auf Deutsch oder Französisch lernen, herrschen noch einige Unklarheiten und Fragen. Während das Parlament die gesetzliche Grundlage finalisiert, ein Überblick über die Änderungen in der Alphabetisierung – und warum manche in Alpha ein bildungspolitisches Omega sehen.

Was ist das Projekt Alpha?

Lernen Kinder heute Lesen, Schreiben und Rechnen mithilfe der deutschen Sprache, können Eltern künftig entscheiden, ob ihre Kinder auf Deutsch oder Französisch alphabetisiert werden. Im September 2022 startete "Alpha – zesumme wuessen" als Pilotprojekt in vier Grundschulen des Landes. Infolge einer ersten wissenschaftlichen Evaluierung kündigte Bildungsminister Claude Meisch (DP) im Juli 2025 eine Verallgemeinerung des Projekts zum Schuljahr 2026/27 an. Das Koalitionsabkommen hatte diesen Schritt bereits angedeutet und sein Beschluss überraschte eigentlich auch niemanden. Noch im gleichen Monat schickte die Regierung den Entwurf eines Gesetzes und einer großherzoglichen Verordnung auf den Instanzenweg.

In der Gesetzesvorlage begründet Meischs Ministerium die Verallgemeinerung der parallelen Alphabetisierung folgendermaßen: "Seit mehr als fünf Jahrzehnten bestätigen zahlreiche nationale und internationale Studien (…), dass das luxemburgische Schulsystem, obwohl es im Durchschnitt leistungsfähig ist, soziale, sprachliche und migrationsbedingte Ungleichheiten systematisch reproduziert." Das Erlernen der Grundlagen des Lesens und Schreibens sei eine "wesentliche Voraussetzung für schulischen Erfolg". "In Luxemburg jedoch sind viele Kinder bereits zu Beginn ihrer Schulzeit mit dem Lernen in einer Alphabetisierungssprache konfrontiert, die weit von ihrem eigenen Sprachrepertoire entfernt ist, was ein strukturelles Hindernis für ihre schulische Entfaltung darstellt."

Bedeutet das, dass die zweisprachige Alphabetisierung bereits im kommenden Schuljahr anläuft?

Dieser Punkt sorgte bislang für Missverständnisse. Ja, die Gesetzesvorlage sieht 2026/27 als Einführungsjahr vor, zunächst allerdings im Cycle 1.2. In anderen Worten: Erst vor Ostern 2027 herum werden die Eltern, auf der Grundlage einer Empfehlung des*der Klassenlehrers*in, die Entscheidung über die Alphabetisierungs-Sprache treffen, die für das darauffolgende Schuljahr gilt.

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