Panik im Mund: Die Angst vorm Zahnarzt

Von Laura TomassiniLex Kleren

Die Angst vor Zahnmediziner*innen gilt als die zweitgrößte Phobie. Ob jung oder alt, zahlreiche Patient*innen scheuen sich vorm Gang in die Praxis, sei es aus schlechter Erfahrung oder einfach einem mulmigen Bauchgefühl. Zwei Betroffene sowie zwei Zahnärztinnen sprechen über ihre Erfahrungen und darüber, wie man die Angst am besten besiegt.

Noch gut kann Massimo sich an jenen Moment erinnern, der ihn bis heute alleine beim Gedanken an eine*n Zahnarzt*in in Panik versetzt. "Wenn es weh tut, heb' einfach deine Hand und ich höre auf, okay?" Ein Satz, der eigentlich versichern sollte, Massimos Vertrauen in Zahnärzt*innen aber für immer zerschmetterte, denn, so die damalige Antwort: "Ach gewiss, das tut doch nicht weh!" Heute, Jahre später, zögert der 30-Jährige immer noch beim Anruf in eine Praxis, war schon gefühlt ewig in keiner mehr. "Ich kann mich eigentlich nicht erinnern, je gerne zum Zahnarzt gegangen zu sein."

Es waren gleich mehrere Vorfälle, die Massimos Angst – zu Beginn einfach die gängige Nervosität einer*s jede*n – zu regelrechter Panik werden ließen. Zuerst die ständigen Vorwürfe, er würde sich nicht gut um seine Zähne kümmern, obschon er diese bereits als kleiner Junge mehrmals am Tag putzte. Dann der oben genannte Schockmoment. "Bis heute frage ich mich, wie medizinisches Personal so unsensibel und rabiat mit Kindern umgehen kann", sagt der 30-Jährige. Vielleicht sei es nur Pech gewesen, doch Massimo ist nur eine*r von vielen Patient*innen, die aufgrund schlechter Erfahrungen panische Angst vorm*vor der Zahnarzt*in entwickelten.

Wenn das Vertrauen zerbricht

Die letzte solche Erfahrung ist erst einige Jahre her, bei seinem bis dato letzten Gang in eine Praxis. Nachdem Massimo nach jahrelanger akribischer Pflege, um jeglichen Problemen im Mundbereich vorzubeugen, dennoch während des Covid-Lockdowns ein Zahn abbrach, suchte er verzweifelt nach einer neuen Praxis. Nach mehreren Absagen aufgrund seiner Angst wurde er fündig: "Ich saß also irgendwann auf einem Stuhl in einer Praxis und habe gezittert wie ein Weltmeister. Dann kam alles anders als gedacht." Der Zahnarzt, den ihm Freunde vorgeschlagen hatten, war freundlich, sanft, nahm sich Zeit. Termin um Termin wurden also nicht nur Massimos Zahnprobleme weniger, sondern auch seine Panik ließ nach.

"Als ich allerdings zur letzten Behandlung erschien, wurde mir mitgeteilt, mein Zahnarzt sei in eine andere Praxis gewechselt und ich wurde seiner Nachfolgerin überlassen." Massimo musste feststellen, dass letztere leider wenig Händchen mit Angstpatient*innen hatte, so dass der junge Mann die Praxis unbehandelt und in Tränen verließ. Aktuell, abermals Jahre später, hat sich der 30-Jährige wieder drei potenzielle Vertrauensarzt*innen ausgesucht, bis dato aber noch nicht den Mut gefunden, einen Termin zu vereinbaren.

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