Bis vor kurzem kam es quasi täglich, nun kommt es nur noch wöchentlich, dafür aber umso heftiger: das „Opgepikt“, jetzt im praktischen XXL-Format.
Wochenende
Endlich Wochenende! Nach einer harten Arbeitswoche, die wir wie immer zu Hause im Homeoffice verbrachten, freuten wir uns - Trier ist shoppingmäßig ja immer noch zu, und Biarritz zu weit weg - umso mehr, auch das Wochenende gemütlich zu Hause zu verbringen, allerdings nicht im Homeoffice, sondern 50 Zentimeter weiter rechts auf dem Sofa. Zur Feier des Tages zogen wir dann auch unsere Lieblingsjogginghose an - nein, die Kontrolle über unser Leben haben wir (noch) nicht verloren -, hocken wir werktags doch meistens in der Unterbux (die mit den putzigen Pandas) vor dem Computer, was bei all den Videoschalten, bei denen man ja Gott sei Dank nur den Oberkörper sieht, aber kaum auffällt.
Beim Durchstöbern unserer „Achtung wichtig!“-Sammelmappen (der Ordnung halber drucken wir alle belangreichen Tweets, genauso wie unsere sämtlichen Facebook/Instagram/WhatsApp/TikTok-Chats - nachdem wir sie fotografiert haben - alle aus, und verfrachten sie in einen Ordner) fiel uns dann durch Zufall ein Tweet der WHO in die Hände, der fast genau vor einem Jahr veröffentlicht wurde und in dem das Gesundheitsdings der UNO die Welt darauf hinweist, dass das Coronavirus, von dem zu diesem Zeitpunkt wohl die wenigsten etwas gehört hatten, harmlos ist: „Preliminary investigations conducted by the Chinese authorities have found no clear evidence of human-to-human transmission of the novel #coronavirus (2019-nCoV) identified in #Wuhan, #China“. So kann man sich irren…
Enttäuscht wurden am Wochenende hingegen die Anhänger*innen von Friedrich Merz und Norbert Röttgen, setzte sich bei unseren deutschen Nachbarn doch die rheinische Frohnatur Armin Laschet („Ein Kumpel, der nach ganz oben will“) im Kampf um den CDU-Vorsitz durch, was aber noch lange nicht heißt, dass er nun auch automatisch Kanzlerkandidat wird. Da dürfte Markus Söder („In Klassenzimmer gehören Kruzifixe und keine Kopftücher“) noch ein Wörtchen mitzureden haben.
CSV-Gesundheitsexperte und Ex-Spitzenkandidat Claude Wiseler freute sich trotzdem wie Bolle und postete voller Stolz ein gemeinsames Foto mit Womöglich-Kanzlerkandidat Laschet auf seiner Instagram-Seite (ja, der sympathische Graukopf ist auch auf Instagram). Gusty Graas (DP) ist zwar nicht in der CDU, postete aber trotzdem ein Bild mit Armin Laschet (und anderen Politgrößen) auf Facebook, wohingegen CSV-Babo Frank Engel kein Bild mit Laschet postete (wahrscheinlich hat er keins), sondern sich stattdessen auf seiner Facebook-Seite die interessante Frage stellte, ob „Jesus Christof eigentlich MIT oder AN Kreuz verstorben“ ist (gemeint ist höchstwahrscheinlich Jesus Christus, d. Red.).
In den sozialen Medien aktiv war aber auch die Gleichstellung-von-Frauen-und Männern-Ministerin Taina Bofferding (LSAP), die ihrerseits ein Lippenstift- (rot!) und ein Dackelbild (süß!) auf Instagram veröffentlichte. Respekt!
Montag
Den deprimierendsten Tag des Jahres haben wir zum Glück bereits hinter uns, denn der war am sogenannten „Blue Monday“ (nicht zu verwechseln mit dem bekanntesten Song von New Order), ist alljährlich am dritten Montag im Januar und geht auf einen britischen Psychologen zurück, der anhand einer komplizierten Formel (1/8W+(D-d)x3/8TQ:MxNA - oder so ähnlich) herausgefunden hat, dass an diesem Tag das Wetter schlecht ist, viele Rechnungen gezahlt werden müssen, das erste Gehalt des Jahres auf sich warten lässt, Weihnachten vorbei ist, die ersten Vorsätze des neuen Jahres schon wieder gebrochen wurden, und die Motivation auf dem Tiefpunkt ist.
Großherzog Henri (auch der schönste Urlaub geht mal zu Ende – sogar für Blaublüter) besuchte an diesem gruseligen Tag nichtsdestotrotz das – wiedereröffnete - Impfzentrum auf Limpertsberg, um sich vor Ort ein Bild zu machen, wer sich denn hier so alles impfen lässt. Hier dürfte dem Landesvater allerdings aufgefallen sein, dass der bisherige Erfolg arg überschaubar ist, hat sich doch anscheinend gerade einmal ein Drittel derjenigen Leute impfen lassen, die bislang eine Einladung erhalten haben. So wird das nichts mit der Herdenimmunität…
Für viel Aufregung sorgte am Montag aber auch die unter dem Namen „Monica“ bekannte DP-Europaabgeordnete Monica, die infolge von Mobbing-Vorwürfen bzw. „psychologischer Belästigung von Assistenten“ nun für zwei Wochen nicht mehr ins Europaparlament rein darf, woraufhin - und wir wollen die Taten von Frau Monica hier natürlich absolut nicht entschuldigen, denn was immer sie auch getan hat, und das hat sie ja getan, ansonsten sie die Sanktionen des Europaparlaments nicht akzeptiert hätte, das tut man nicht! – Facebook & Co. vor rassistischen, abscheulichen, heuchlerischen und niederträchtigen Unter-die-Gürtellinie-Kommentaren geradezu explodierten. Dont acte.
Dienstag
Corona und kein Ende! Da entschlossen sich unsere Nachbarn aus Deutschland also am Dienstag auf einem sogenannten Corona-Gipfel im Bundeskanzleramt (bei uns heißt das Dings Staatsministerium) nach ellenlangen Gesprächen zu einer Verlängerung und teilweisen Verschärfung der Corona-Maßnahmen bis zum Valentinstag, den in diesem Jahr demnach alle verliebten, wie auch nicht-verliebten Bundesbürger*innen und dort lebenden Einwohner*innen zu Hause verbringen müssen. Es gibt Schlimmeres…
Apropos Schlimmeres: Am Dienstag war ebenfalls der letzte Arbeitstag von Donald Trump, und den verbrachte er, nachdem er geduscht, gefrühstückt und in die Röhre geschaut hatte (Twittern darf er ja nimmer), mit einer Ansprache ans amerikanische Volk, in der er sich selbst, wie sollte es auch anders sein, ein gutes Zeugnis ausstellte: „Wir haben die großartigste Wirtschaft in der Geschichte der Welt aufgebaut“. Auch rief er die Bürger*innen dazu auf, für den Erfolg der Regierung seines Nachfolgers Joe Biden zu beten…
Puh! Bei so viel Politzeugs kamen wir nicht umhin, uns ein klein bisschen nach Zerstreuung umzusehen, und was gibt es da Besseres - Cannabis für rekreative Zwecke ist ja leider immer noch nicht erlaubt -, als Fernsehen zu schauen (ja, wir gucken immer noch linear Glotze), wo wir nach etwas Herumgezappe bei einem deutschen Privatsender und dem tollen Streifen „Wuff – Folge dem Hund“ hängenblieben. Die Geschichte ist schnell erzählt: Es geht um vier Freundinnen (Ella, Cécile, Lulu und Silke), deren Beziehungen durch Wauwaus beeinflusst werden, wobei Lulu jedoch lieber Katzen mag, ihr neuer Schwarm aber Hundeliebhaber ist…
Noch mehr Entspannung hatten wir dann beim Lesen der neuesten Tweets von CSV-Kommata-Rebell Laurent Mosar, der wieder mal gehörig philosophierte, wie nachstehende Twitter-Perlen deutlich machen: „Ich hab das Gefühl dass heute immer mehr links reden und rechts leben“; „ich hab mehr Angst vor den Grünen als vor ihren Untergangsszenarien“; „wenn ich jetzt warten muss bis die Sonne scheint und der Wind weht ehe ich aufladen darf, werde ich schön brav bei meinem Diesel bleiben“… Was haben wir gelernt? Mosar mag keine Grünen und fährt einen Diesel.
Mittwoch
Derweil in Luxemburg die Solden anfingen, wechselten die US-Amerikaner ihren POTUS aus, will heißen ein alter weißer Mann wurde durch einen noch älteren weißen Mann ersetzt. Vor seinem Abtritt amnestierte Donald Trump aber schnell noch im Rahmen einer finalen Gnadenwelle den Oberfiesling Steve Bannon, vergaß dabei aber erstaunlicherweise Vokuhila-Ikone Joe Exotic, der sich schon Hoffnungen gemacht hatte - armer „Tiger King“…
Froh über den Abgang des alten weißen Mannes ist indes das junge weiße Mädel Greta Thunberg, die auf Twitter (ja, sie darf noch) ein Trump-auf-dem-Treppchen-zum-Helikopter-stehend-und-zum-Abschied-winkend-Bild postete: „He seems like a very happy old man looking forward to a bright and wonderful future. So nice to see“. Frau Thunberg wird doch nicht etwa Humor haben…
Zum finalen Abschied von Trump schepperten dann noch die uralten Discoreißer „Gloria“ von Laura Branigan und „YMCA“ von Village People sowie der von Frank Sinatra berühmt gemachte Superoldie „My Way“ von Paul Anka aus den Boxen, bevor das scheidende Präsidentenpaar mit der Air Force One nach Florida abhob. Ciao!
Unser Fazit zur Inauguration von Joe Biden: Bei der Amtseinführung von Trump waren mehr Zuschauer, und der heimliche Star der ganzen Veranstaltung war Grumpy-Bernie (nicht zu verwechseln mit Lady Gaga), der das Spektakel mit schief sitzender Maske, überkreuzten Beinen, verschränkten Armen, potthässlicher Funktionsjacke und dicken Strick-Fäustlingen stoisch über sich ergehen ließ.
Schräge Feierstunden bei der Vereidigung von US-Präsidenten gab es übrigens auch schon vor Trump, so zum Beispiel William Henry Harrison (ältere Leser*innen werden sich bestimmt erinnern), der sich 1841 bei seiner Amtseinführung trotz Schneesturm weigerte, einen Hut, einen Mantel oder gar Handschuhe zu tragen, so dass er sich eine schwere Erkältung einfing und nur 32 Tage später an einer Lungenentzündung starb. Das wäre Bernie Sanders mit Sicherheit nicht passiert!
Zu einer „Wachablösung“ kam es an diesem Tag aber auch in Strassen, wie das mit allen außen- und kommunalpolitischen Wassern gewaschene „Tageblatt“ am Freitag zu enthüllen wusste: „Zeitgleich mit der Vereidigung von Joe Biden in Washington kam es auch in Strassen zu einem Wechsel“.
Ruhig ging es derweil am Mittwoch im Abgeordnetenhaus auf der „Plëss“ zu, wo Oberpirat Sven Clement sich derart zu langweilen schien, dass er seine Anhänger*innen mitten während einer öffentlichen Debatte via Twitter zu einem Trinkspiel aufrief: „Drénkspill an der Chamber haut. Bei all Kéiers #Prosumer eng Drëpp drénken. Dann hu mer all eng Alkoholsvergëftung“. Nun müsste man nur noch wissen, was ein Prosumer ist…
Donnerstag
Wer tags darauf immer noch genug Promille intus hatte, der scherte sich auch bestimmt nicht um die AHA-Regeln und genoss - trotz Corona - dem Weltknuddeltag, der diesmal - wegen Corona - leider nicht ganz so knuddelig ausfiel.
Nicht so schmusig drauf war aber auch Auslandsminister Jean Asselborn (LSAP), der sich in seinem Lieblingssender „Deutschlandfunk“ gegen erneute Grenzschließungen aussprach, nachdem die Deutschkanzlerin ihren Nachbarstaaten zuvor mit der Wiedereinführung von Grenzkontrollen gedroht hatte, und nachdem Staatspremier Bettel (DP) das schon in den Tagen zuvor in intensiven Telefongesprächen mit Dr. Merkel und seinem belgischen Amtskollegen (weiß einer wie der/die heißt?) getan hatte. Asselborn sprach dann auch Klartext, der hammerhärter nicht hätte sein können: „Wir haben Unterschiede mit den Deutschen, die Franzosen haben Unterschiede, die Belgier haben Unterschiede, aber es ist keiner hier, der provoziert, um effektiv die Regeln nicht einzuhalten“. Alles verstanden?
Das Problem des Schließen-wir-oder-schließen-wir-nicht beschäftigte am Abend dann aber auch die sogenannten EU-Staats- und Regierungschef*innen, die sich während einer als EU-Gipfel verkauftem vierstündigen Videokonferenz mal wieder virtuell die Köpfe einschlugen und zur Konklusion gelangten, dass die Grenzen zwar offen bleiben, nicht notwendige Reisen aber unterlassen werden sollten, wobei das mit dem „nicht notwendig“ aber natürlich im Auge des Betrachters liegt, sind so ein klein bisschen Sonne und Strand für viele Luxemburger*innen doch alles andere als unnötig.
Besonders schlimm trifft es aber Großherzogs, entpuppen sich die Franzosen doch wieder mal als Spielverderber: Wer nach Biarritz, Cabasson oder Paris will, der braucht fortan einen negativen Corona-Test. Merde alors!
Und im Europaparlament in Brüsselstraßburg ging es erneut um sogenannte Steueroasen, also auch um Luxemburg. Bad publicity is better than no publicity, oder…
Freitag
Wie immer freitags, manchmal aber auch mittwochs oder montags oder dienstags oder donnerstags, und hin und wieder sogar samstags oder sonntags treffen sich die Minister*innen zu einem Regierungsrat, will heißen zu einem Corona-Brainstorming, so auch an diesem Freitag, an dem der Premierchef Bettel und seine Gesundheitsministerin mal wieder vor die Presse traten - Paulette Lenert mit schicker Perlenkette, Xavier Bettel mit weniger schickem Panzerknacker-Bart, mit dem er immer noch wie eine Mischung aus Clint Eastwood in seinen Spaghettiwesternjahren und Yves Cruchten aussieht, aber es geht hier ja nicht um Äußerlichkeiten.
Beim Regieren beschlossen wurde diesmal eine weitere Verlängerung der Corona-Maßnahmen bis zum 21. Februar sowie eine Testpflicht für Heimkehrer von Auslandsreisen, soll es doch tatsächlich immer noch rücksichtslose Menschen geben, die sich nicht an die „#Bleift doheem“-Empfehlungen halten. Nicht dass es eines Tages noch neben einer britischen, südafrikanischen, brasilianischen und was-weiß-ich-für-Corona-Variante auch noch eine luxemburgische Variante gibt. Nicht auszudenken…
Die Restaurants und Kneipen bleiben jedenfalls weiterhin zu (voraussichtlich sogar bis Ostern), derweil die Frisöre offen bleiben und sich vor „Friseur-Touristen“ aus dem (deutschen) Ausland kaum retten können, wie wir dem „rtl.de“-Dings entnehmen, demzufolge auch Anfragen aus Köln oder Bonn, ja sogar „aus dem über 500 Kilometer entfernten München“ kämen. Donnerlittchen!
Bis nächste Woche…
Du willst mehr? Hol dir den Zugang.
-
Jahresabo185,00 €/Jahr
-
Monatsabo18,50 €/Monat
-
Zukunftsabo für Abonnent*innen im Alter von unter 26 Jahren120,00 €/Jahr
Opgepikt (3)
Du hast bereits ein Konto?
Einloggen