"Mehr Streitkultur würde dem Parlament guttun"

Von Pascal SteinwachsLex Kleren

Das Parlament hat sich in die Sommerpause verabschiedet. Für uns der ideale Zeitpunkt, den Fraktionsvorsitzenden nach den ersten Monaten der neuen Legislaturperiode auf den Zahn zu fühlen. Wir setzen unsere Serie mit LSAP-Fraktionschefin Taina Bofferding fort.

Als sie noch Ministerin war, da wurden wir öfters mal versetzt, wenn wieder mal in letzter Sekunde was dazwischenkam. Als Oppositionschefin lässt es Taina Bofferding hingegen um einiges ruhiger angehen, aber das kann auch daran liegen, dass wir die Vorsitzende der LSAP-Fraktion zu einem Zeitpunkt treffen, wo in der Abgeordnetenkammer nur noch einige wenige Kommissionssitzungen auf der Tagesordnung stehen. Das Gespräch findet in ihrem superaufgeräumten und erfrischend modern eingerichteten Büro statt.

Lëtzebuerger Journal: Was ist los in der LSAP? Nur elf Abgeordnete und dann gleich zwei Lager: Francine Closener und Dan Biancalana, die neu-alten Co-Parteipräsidenten, gegen Paulette Lenert und Georges Engel, die ebenfalls Interesse an der Präsidentschaft angemeldet haben sollen. Besonders Francine Closener und Paulette Lenert sollen nicht miteinander können.

Taina Bofferding: Es gibt keine Lager bei uns, und es wäre auch nicht gut, wenn es die bei uns geben würde. Auf unserem Kongress wurde die Parteispitze bestätigt, die nun weiterarbeiten kann. Als Fraktionschefin ist es mir wichtig, dass wir eine Mannschaft sind, von Lagern halte ich nichts.

Es sollen ja aber Closener und Biancalana gewesen sein, die Sacha Pulli dazu bewegt haben sollen, kurzfristig seine Gegenkandidatur zu Amir Vesali für den Posten des Generalsekretärs zu stellen, den Pulli ja schlussendlich für sich entscheiden konnte.

Da müssen Sie die Betroffenen fragen, ob es solche Gespräche tatsächlich gegeben hat. Ich finde es allerdings nicht schlimm, wenn sich zwei Leute für einen Posten interessieren. Es wird jetzt so dargestellt, als ob eine Abstimmung etwas Schlimmes sei. Dabei ist es doch eigentlich etwas Gutes, wenn man über mehrere Leute verfügt, die sich für einen Posten interessieren. Ich sehe das eher als Stärke denn als Schwäche an.

Dass Sie und nicht Paulette Lenert Fraktionschefin und damit auch Oppositionsführerin wurden, hat viele Leute überrascht. Die frühere Vizepremierministerin und LSAP-Hoffnungsträgerin war ja immerhin landesweite Spitzenkandidatin, sodass ein Rückzug in die zweite Reihe doch etwas erstaunt.

Paulette Lenert sitzt immer noch in der ersten Reihe. Allerdings hat sie nach den Wahlen für sich beschlossen, die Aufgabe als Fraktionsvorsitzende nicht annehmen zu wollen. Als ich dann gefragt wurde, ob ich mir das vorstellen könnte, musste ich nicht lange überlegen. Zumal wir im Team funktionieren, und Paulette Vizepräsidentin der Fraktion ist. Sowieso finde ich es gut, wenn man breiter aufgestellt ist und sich nicht nur auf eine Person fokussiert wird.

Du willst mehr? Hol dir den Zugang.

  • Jahresabo

    185,00 €
    /Jahr
  • Monatsabo

    18,50 €
    /Monat
  • Zukunftsabo für Abonnent*innen im Alter von unter 26 Jahren

    120,00 €
    /Jahr

Du hast bereits ein Konto?

Einloggen