Bier ist Bier ist Bier. Oder doch nicht? Die luxemburgische Craftbeer-Szene entwickelt sich rapide weiter, auch wenn eigene Hopfenarten oder der lebhafte Tausch- und Schwarzmarkt Amerikas wohl noch einige Jahre auf sich warten lassen.
Herausfordernd steht die 0,33ml Dose Exploding Rainbows zwischen uns. Sie wurde mir als „einsteigerfreundliches IPA mit intensiv fruchtigem Geschmack“ verkauft. Für stolze sechs Euro. Dafür soll es aber „nur das wirklich Beste vom Besten“ sein, wie François, der Besitzer vom Craftbeer-Shop Hoppylicious mir versprochen hat, als ich ihm gesagt habe, ich wolle „Craftbeer verstehen“. Eric, der gelassen das Glas, das ich ihm grade eingeschenkt habe in der Hand hält, soll mir dabei helfen. Er setzt unzeremoniös an, ich tue es ihm gleich. Als Mitglied der asbl Schmaacht et?, die den Uninitiierten Craftbeer näherbringen will, ist er in seinem Element.
Das Gebräu im Glas ist tieforange und trüb. Kenner*innen könnten es sicher poetischer zu beschreiben wissen. Es riecht grob nach Orangensaft. Und schmeckt … Zitronig? Nein, nach Mango. Drachenfrucht? Ich lese die Zutatenliste: Hopfen, Malz, Wasser, keine Mango, keine Drachenfrucht, nicht einmal Zitrone. Weit und breit kein „E“, also kein Lebensmittelzusatzstoff. Wie geht das?
„IPAs, also ‚India Pale Ales‘, sind etwas bitterer“, sagt Eric, während ich mich noch über die unerwartete Süße wundere. „Aber viele, wie das hier, sind auch sehr fruchtig.“ Dass sie trotzdem schmecken, als ob man kinderunfreundlichen Orangensaft trinkt, liegt an den Geschmackshopfen. „Die werden so gezüchtet, dass sie so stark wie möglich nach einer spezifischen Frucht zu schmecken. Aber es gibt auch weniger ungewöhnliche Biere wie Lager, die in kleinen Brauereien hergestellt werden.“
Dass vor dem ersten Schluck nicht das Bier im Glas geschwenkt, intensiv daran gerochen und die Farbe in blumigeren Noten beschrieben wurde, liegt vor allem daran, dass Eric kein Biersommelier ist – auch wenn er von einem solchen in die Craftbeer-Welt eingeführt wurde: „Beim Biertrinken kann man alles Mögliche machen. Richtige Tastings laufen mit einer Liste ab, durch die man sich trinkt, mit Geschmacksrichtungen, die man herausschmecken kann und kleinen Hinweisen, worauf man achten soll. Manche Sommeliers achten auch beim Einschenken darauf, wie das Bier perlt.“
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