Kopfrechnen mit Sprachbarrieren

Von Christian BlockLex KlerenMisch Pautsch

Wie wir lernen, zu rechnen, hat viel mit Sprache zu tun. Die hohen Ansprüche des luxemburgischen Schulsystems haben ihren Preis: Viele Kinder bleiben aufgrund von Sprachbarrieren hinter ihrem vollen mathematischen Potenzial zurück. Aber die Dinge geraten in Bewegung.

Zum Interviewtermin in Grevenmacher haben die Mathematiklehrer*innen Anne Nau und Claude Mentgen etwas mitgebracht: Es sind Schulbücher, die eigentlich für den Matheunterricht im Saarland oder in Rheinland-Pfalz gedacht sind.

Seit 2014/2015 zeichnet sich das Maacher Lycée (MLG) durch eine Besonderheit aus. Schüler*innen des allgemeinen (früher: technischen) Sekundarunterrichts (ESG) können sich auf den unteren Klassen in einer "Français +"-Klasse einschreiben. Schüler*innen, die sich für diese Option entscheiden, haben einerseits eine Stunde Französisch mehr auf dem Stundenplan. Sie können wahlweise sogar noch alle drei Wochen zusätzlichen Förderunterricht während drei Stunden erhalten. Vor allem aber – und das ist der eigentliche Ausgangspunkt – wird Mathe auf Deutsch unterrichtet. Die deutschen Lehrbücher sind für Claude Mentgen und Anne Nau ein Behelfsmittel.

Die Idee entstand vor rund 20 Jahren mit der Feststellung, dass sich Schüler*innen mit dem Wechsel der Unterrichtssprache von Deutsch auf Französisch von der Grund- auf die Sekundarstufe schwertun. "Wenn ich Französisch in der Klasse spreche, dann weiß ich ganz genau, dass die Schüler den mathematischen Kontext nicht verstehen, sondern zunächst mit dem Französischen klarkommen müssen. Dann erkläre ich es ein zweites Mal", führt Claude Mentgen seine Erfahrungen vor der Tafel aus. Der Mathematiklehrer verweist zudem auf den damaligen Trend zu einer problemorientierten Mathematik, die den Schüler*innen jede Menge textlastige Sachaufgaben bescherte und damit wiederum eine Barriere in den Weg stellte, wenn sie zunächst Satzbau und Fremdwörter entschlüsseln mussten, ehe sie ihre rechnerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen konnten. "Als Mathematiker sind wir einfach daran interessiert, Mathematik zu vermitteln", resümiert Mentgen die Motivation, den Matheunterricht auf Deutsch anzubieten. Nach einem längeren Tauziehen mit dem Bildungsministerium konnte das MLG 2014/15 damit beginnen. Unter zwei Bedingungen: Das Projekt musste sich einerseits auf die Unterstufe des allgemeinen (früher: technischen) Unterrichts beschränken und, zweitens, sich die Schule dazu verpflichten, parallel an den Französischkenntnissen der Schüler*innen zu arbeiten. Das erklärt die Namensgebung.

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