Ist Gott tatsächlich tot?

Von Gioia HöroldMisch Pautsch

Finden Menschen in einer von Rationalität und Wissenschaft dominierten Welt noch zum Glauben? Wie verteidigen Gläubige die Existenz eines Gottes in einer Welt, in der die Technologie die Oberhand gewinnt? Ein generationsübergreifendes Porträt über das Leben von Gläubigen in unserer rasanten Welt.

Dies ist der erste von zwei Artikeln zum Thema Glaube in unserer heutigen Zeit. Im zweiten Artikel werden Experten, darunter der Philosoph Dietmar Heidemann, sowie der Generalvikar Luxemburgs Patrick Muller, uns einen Einblick in die aktuelle Entwicklung des Glaubens geben.

Die Kirchen verlieren heutzutage immer mehr an Einfluss in Westeuropa. Statistiken zeigen, dass die Zahlen der Konfessionslosen wachsen und der Glaube an "einen Gott" weniger verbreitet ist. Für mehr als drei Viertel der Luxemburger*innen ist die Religion von keiner Wichtigkeit mehr. Hatte Friedrich Nietzsche somit Recht, indem er behauptete, dass Gott tot sei? 51 Prozent der Bevölkerung betrachten sich als nicht-religiös. Da der Glaube jedoch historisch gesehen tief verankert in unserer Kultur ist, ist er nicht ganz aus der Gesellschaft wegzudenken. Dies sieht man besonders am Beispiel der Oktave, eines der wichtigsten religiösen Ereignisse Luxemburgs. Während zwei Wochen im April oder Mai pilgern täglich unzählige Gläubige aus Luxemburg und der Großregion zu Ehren der Heiligen Jungfrau Maria in die Hauptstadt. Ist die Religion also tatsächlich tot?

Wir haben uns mit verschiedenen Gläubigen getroffen, um mit ihnen darüber zu diskutieren, wie sie zum Glauben gefunden haben, wie ihr Alltag aussieht und wie sie sich die Zukunft der Religion in unserer rationell dominierten Welt vorstellen.

In einem religiösen Umfeld aufwachsen

Wächst man in einem religiösen Umfeld auf, so ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass man zum Glauben findet. Der 18-jährige Jurastudent Aymane Benhayoun ist in einer muslimischen Familie aufgewachsen. Als Kind besuchte er Religionskurse, um sich mit dem Islam vertraut zu machen und den Koran zu lesen: "Als kleines Kind war ich vielleicht noch zu jung, um alles zu verstehen und Gott zu spüren. Jetzt weiß ich jedoch, dass der Islam die richtige Religion für mich ist. Ich verspüre eine große Liebe für meinen Glauben."

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