Für die meisten Menschen ist ihre Staatsangehörigkeit eine Konstante in ihrem Leben. Doch manchmal stimmt die gelebte Realität nicht mehr mit dem überein, was auf dem Ausweis steht und eine kleine, aber wohlüberlegte Änderung wird nötig. Fünf Personen erzählen uns von ihrer Motivation, "endgültig" in ihrer Wahlheimat anzukommen.
Leicht angespanntes Warten beherrscht den Raum in der Université Populaire in Esch/Alzette. Niemand der 20 Leute, die sich heute hier versammelt haben, kennt sich bisher – doch sie verbindet ein Ziel: Ihren Pass um die luxemburgische Nationalität ergänzen. Prunkvoll schaut eine Projektion der "Gëlle Fra" ihnen entgegen, neben ihr der Schriftzug: "Vivre ensemble au Luxembourg: Les droits fondamentaux des citoyens". Kursleiter Dany Assua schaut in die Runde, fragt auf Französisch: "Habt ihr alle schon den Sprachentest gemacht? Nein? Schade, sonst hätte man den Kurs auf Luxemburgisch machen können." Passiert sei das noch nie, beruhigt er. "Der Wortschatz wäre wahrscheinlich auch etwas schwierig", scherzt eine der Teilnehmerinnen, sichtbar beruhigt, obschon sie die Frage vorher bejaht hatte.
Der Kurs, organisiert vom Service de la Formation des Adultes, dauert insgesamt 24 Stunden und soll grundlegendes Wissen über das Leben in Luxemburg vermitteln. Und er wird jedes Jahr beliebter: Wurden 2017 noch 485 Zertifikate an zukünftige Luxemburger*innen ausgeschrieben, waren es 2019 bereits 1.851 und 2022 stolze 2.645. Von den insgesamt 10.500 Personen die vergangenes Jahr erfolgreich die Luxemburgische Nationalität angenommen haben, taten 1.033 dies durch Einbürgerung. Der Rest beruft sich auf den Erwerb durch Option, wenn sie beispielsweise ein luxemburgisches Elternteil haben oder eine*n Luxemburger*in geheiratet haben, oder aber auf "Wiedereinbürgerung", wenn die Verbindung weiter zurückgeht. Hier haben besonders die 2022 aufgelisteten 3080 Brasilianer*innen für Aufmerksamkeit gesorgt, deren Wählerstimmen bereits von Politker*innen umworben werden – kontroverserweise vor Ort.
Der Preis für die 24 Stunden ist das Zertifikat "Vivre ensemble au Grand-Duché de Luxembourg", eine der drei Voraussetzungen, um sich einbürgern zu lassen. Damit ist es –zwischen dem Sprachentest und den fünf Jahren Ansässigkeit in Luxemburg – vermutlich die Voraussetzung, die am wenigsten Zeit in Anspruch nimmt. Wer auf der Überholspur lebt, kann auch das entsprechende Examen belegen, bei dem 28 von 40 Fragen richtig beantwortet werden müssen. Doch mit bescheidenen 515 Teilnehmer*innen (verglichen mit den 2.645 im Kurs anwesenden), ist der Kurs deutlich beliebter, schreibt Yasmine Streweler, Verantwortliche des "Vivre ensemble et Nationalité", selbst Teil des Service de la formation des Adultes auf Anfrage des Lëtzebuerger Journal.
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