"Ich weiß, dass ich nicht rechtsextrem bin"

Von Pascal SteinwachsGilles Kayser

Fernand Kartheiser gefällt sich in der Rolle des rechten Provokateurs. Der adr-Europaabgeordnete stellt sich gegen den Mainstream, sieht sich selbst allerdings nicht als Störenfried, sondern als notwendige Gegenstimme im politischen Einheitsbrei.

Als wir zum letzten Mal mit Fernand Kartheiser gesprochen haben, da war er Spitzenkandidat seiner Partei für die Europawahlen. Der adr gelang dann auch erstmals in ihrer Geschichte der Einzug ins Europaparlament, wo sie seitdem von Kartheiser vertreten wird.

Lëtzebuerger Journal: Ob in der Chamber oder im Europaparlament: Sie polarisieren wie kaum ein*e andere*r Luxemburger Politiker*in.

Fernand Kartheiser: Das mag sein. Politik sollte jedoch etwas sein, wo ein Jeder ganz klar Stellung bezieht und seine Meinung sagt, aber das ist heutzutage leider ein bisschen verloren gegangen. Auch unterschieden sich die politischen Parteien in früheren Zeiten viel stärker voneinander. Heute hingegen gibt es vier oder fünf Parteien, die man aber allesamt fast untereinander austauschen könnte.

Die adr steht ja nun aber ziemlich alleine da …

Als Abgeordneter in der Chamber hatte ich persönlich auch Kontakt zu anderen Abgeordneten, mit denen ich mich gut verstanden habe. Es gibt natürlich immer Leute, mit denen man sich nicht versteht. Wir haben hierzulande aber zum Glück nicht dieselbe dogmatische Brandmauermentalität, wie es sie im Ausland gibt. Ich hoffe auch, dass das so bleibt, weil so was undemokratisch ist. Wer im Parlament sitzt, der wurde auch gewählt und verdient Respekt, weil er Menschen aus dem Volk vertritt. Ich respektiere jeden, von ganz links bis ganz rechts, auch wenn ich natürlich nicht immer mit allem einverstanden bin.

Kommen wir direkt zu Ihrer viel kritisierten Moskau-Reise. Sie sind im Frühsommer auf Einladung der russischen Duma nach Moskau gereist, obwohl Ihre Fraktion Sie ausdrücklich davon abhalten wollte. Viele nennen Ihre Moskau-Tour eine PR-Reise für den Kreml. War das ein politisches Statement, hatten Sie einfach Lust am Tabubruch oder wollten Sie nur für Schlagzeilen sorgen, die sich womöglich bei den nächsten Europawahlen in Wählerstimmen umwandeln lassen?

Eine PR-Reise war es sicher nicht. Für mich war das ganz klar ein politisches Statement, bin ich doch der Meinung, dass, wenn man nach Lösungen suchen will, diese nur zusammen mit Russland finden kann. Ich war lange Jahre Berufsdiplomat und bin immer noch zutiefst überzeugt, dass Diplomatie das einzige Mittel ist, um diese Krise zu lösen. Die Amerikaner kommen ja langsam ebenfalls zu dieser Schlussfolgerung (das Interview fand kurz vor dem Treffen zwischen Trump und Putin statt, d. Red.). Die europäische Politik befindet sich hingegen in einer Sackgasse. Nicht zuletzt um dies zu verdeutlichen, bin ich nach Moskau gefahren, wo ich auch sehr gute Gespräche hatte.

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