HPV - nicht nur eine Frauenerkrankung

Von Sarah RaparoliLex KlerenMisch Pautsch

Eine Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) bleibt meist unbemerkt und symptomfrei. Gleichzeitig sagt einer der vom Lëtzebuerger Journal interviewten Ärzte: „Ohne HPV gibt es im Grunde keinen Gebärmutterhalskrebs.“ Wie wichtig regelmäßiges Testen und Impfen ist und warum Jungen und Männer genauso von einer Infektion betroffen sein können.

„HPV ist eigentlich ein relatives neues Virus. Neu im Sinne, dass das Virus erst vor 40 Jahren entdeckt und nachgewiesen wurde“, erklärt Dr. Pit Duschinger. Er praktiziert seit 1988 als Gynäkologe, arbeitet seit 1991 in Luxemburg und hat seit 2018 den Präsidentenposten der Société Luxembourgeoise de Gynécologie et d'Obstétrique (SLGO) inne. „HPV gibt es aber bereits seit sehr langer Zeit. Wir gehen stark davon aus, dass wir schon seit 1.000 Jahren mit dem Virus leben. Als ein Mediziner aus Deutschland das Virus ermittelte und nachweisen konnte, dass es für Gebärmutterhalskrebs bei Frauen verantwortlich ist, war dies ein großer Durchbruch. Er wurde dafür mit dem Nobelpreis geehrt.“

So weit, so gut, doch was ist dieses HPV eigentlich? Besonders Frauen wird das Virus ein Begriff sein – weil sie regelmäßig zur*zum Gynäkologen gehen. Humane Papillomviren zählen weltweit zu den häufigsten durch Intimkontakt übertragenen Infektionen an Haut und Schleimhäuten. Schätzungen zufolge infizieren sich gut 80 Prozent der sexuell aktiven Bevölkerung mit genitalem HPV, die Hälfte der Infektionen finden im Alter zwischen 15 und 24 Jahren statt.

Über 200 unterschiedliche Typen bekannt

„Bei der großen Mehrheit der Menschen macht das Virus keine Probleme“, führt Dr. Duschinger weiter aus. „Es sitzt in den Zellen und lässt uns in Ruhe.“ Eine Infektion bleibt anfangs häufig unbemerkt. „Sie kann beschwerdefrei verlaufen und in den meisten Fällen innerhalb von bis zu zwei Jahren durch eine gute Immunabwehr selbst abheilen.“ Betroffene wissen also meist nicht, dass sie das Virus haben oder bereits hatten. Insgesamt sind mehr als 200 HPV-Typen bekannt, die, wie der Arzt immer wieder betont, nicht alle zu Gebärmutterhalskrebs oder anderen Krebserkrankungen führen. „Das ist sehr wichtig, dass Betroffenen die Fakten dargelegt werden“, meint der Gynäkologe und erklärt weiter: „HPV wird nicht systematisch kontrolliert, eben um zu verhindern, dass die Menschen in Panik verfallen, denn in bis zu 98 Prozent der Fälle passiert nichts.“

Deshalb passe er auch selbst auf, in seiner eigenen Praxis keine Panik zu verbreiten. „Ich nehme mir ganz viel Zeit. Stellen wir beim Abstrich eine Unregelmäßigkeit fest, bekommen unsere Patientinnen zuerst einen Brief, in denen wir ihnen die Gutartigkeit des Befunds mitteilen. Danach bieten wir ihnen ein klärendes Gespräch an.“ Er rufe ein oder zwei Tage später an. „Das sind Gespräche von zehn bis zwölf Minuten, in denen ihnen die Situation erklärt wird, um sie zu beruhigen.“ In solchen Fällen sei der persönliche Kontakt besonders wichtig. „Wenn Ihr Arzt Sie nicht beruhigen kann, wer kann es sonst?“

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