Geschichte einrahmen

Von Misch Pautsch

In der Welt der Glasmalerei und Fensterrestauration trifft Kunst auf Handwerk. Doch die traditionelle Arbeit in dem ohnehin schon kompetitiven Umfeld riskiert in Zukunft noch weiter auf die Probe gestellt zu werden.

Geschichte scheint bunt durch die Fenster des kleinen Ateliers Vitraux d'Art Bauer & Rathmann in Mondorf. Restaurator Daniel Steinbach hebt behutsam ein Glasfenster hoch, an dem er arbeitet. Es verbiegt sich leicht unter seinem eigenen Gewicht, nicht viel, aber genug, dass es durchsacken könnte, würde der Restaurateur es nicht mit routinierten Bewegungen stabilisieren. Das filigrane Geflecht aus buntem Glas muss zentimeterweise mit Watte geputzt werden, das um einen Holzstab gewickelt wurde. Kleine Risse werden geklebt, verblasster Bemalung wird neues Leben eingehaucht. Der Erhalt dieser manchmal Jahrhunderte alten Kunstwerke ist eine generationenüberspannende Arbeit, sagt Restaurateur Steinbach: "Ich bin definitiv mehr Handwerker als Künstler. Es ist ein bisschen von beidem, nicht wahr? Ich bin Kunsthandwerker". Er arbeitet seit 2018 im Familienbetrieb in Mondorf, der seit 1891 besteht und aktuell vier Mitarbeiter*innen beschäftigt.

"Es gibt nur noch wenig junge Menschen, die dieses Handwerk erlernen", bedauert Sandrine Bauer. Die Kunstglaserin führt das Unternehmen seit 2017 in zweiter Generation, heute zusammen mit ihrem Geschäftspartner Matthias Rathmann. "Generell hat Handwerk in den Schulen immer noch nicht den besten Ruf." Dazu kommt, dass der Weg in die Glaskunst, und -restaurierung oft im Zickzack verläuft – und oft quer durch Europa führt. Sie selbst hat ihr Handwerk in Trier gelernt, auch wenn ihr Arbeitsalltag heute größtenteils hinter dem Schreibtisch stattfindet. Daniel Steinbach hat es nach seiner Kunstglaser-Ausbildung in Deutschland nach Canterbury verschlagen, wo er bei der Arbeit an der Kathedrale sein Interesse an Restaurierung entdeckt hat. Nach einem Master-Studium in Deutschland, dieses Mal mit dem Fokus auf Restaurierung von Glasfenstern, ist er heute einer der Wenigen, die in Luxemburg diesen historischen Kunstwerken neues Leben einhauchen – und sie dabei bestmöglich nicht fallen lässt. "Teilweise ist es durchaus ein nervenaufreibender Beruf, vor allem beim Ausbauen von Fenstern", bestätigt er mit einem nervösen Lachen. "Manchmal haben die Künstler so viel Zement verwendet, dass es wirklich für die Ewigkeit reichen würde. Das zu entfernen, ohne das Glas oder den Rahmen zu beschädigen, ist nicht immer einfach." Eine optimistische Bauweise ihrer Vorgänger*innen, denn realistisch fallen Reparaturen alle 30 bis 40 Jahre an.

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