Eine Zunft im Wandel

Von Bill WirtzMisch Pautsch Für Originaltext auf Englisch umschalten

Im Gegensatz zu Bars und Restaurants durften Friseur*innen während der neuen Schließungspolitik geöffnet bleiben. Doch das Geschäft läuft nicht nur schlecht, weil die Kund*innen Angst haben und weil Haarschnitte mit Ereignissen und wichtigen Momenten in unserem Leben verbunden sind. Wenn unser soziales Leben abnimmt, nimmt auch unser Bedürfnis ab, für die Welt wichtig auszusehen. Das ist es, was Geschäftsinhaber*innen wirklich Angst macht.

Die Erwartungshaltung gegenüber einem Haarschnitt ist nicht zu unterschätzen. Die meisten von uns haben ein Bild in ihrem Kopf, wie wir gerne aussehen würden. Die Herausforderung für Friseur*innen, Barbiere oder Stylist*innen besteht darin, dieser Vision zu entsprechen und sie in die Realität umzusetzen. Das ist der Grund, warum Kund*innen vor allem im lokalen Bereich ihrem*ihrer Friseur*in die Treue halten, sagt Luc Olinger, Vizepräsident der „Hair Beauty Tattoo Guild“.

Seine 2018 gegründete Organisation hat den alten Friseur*innenverband umgestaltet und Tattoo-Künstler*innen mit einbezogen, um die Reichweite und den Einfluss der rund 300 Mitglieder zu erweitern. Covid-19 und die damit verbundenen gesundheitlichen Einschränkungen haben diese Geschäftsinhaber*innen hart getroffen, erklärt Olinger: „Auf der einen Seite haben die Kunden natürlich Angst sich anzustecken. Aber dann ist da noch das Homeoffice. Wenn weniger Leute ins Büro gehen, halten es auch weniger Leute für nötig, sich die Haare schneiden zu lassen.“ Das unterstreicht den sozialen Faktor, der mit unserem Aussehen verbunden ist: So sehr wir ästhetische Dienstleistungen für uns selbst durchführen lassen, so sehr agieren wir als soziale Wesen, die versuchen, zu gefallen. In der Berufswelt ist der Haarschnitt für ein Vorstellungsgespräch eine bekannte Vorbereitung, aber in gewisser Weise erfordert der tägliche Kampf um eine Beförderung ein gepflegtes Aussehen.

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