Ein Leben in Extremen

Von Sarah RaparoliLex Kleren

Eine bipolare Störung ist ein ständiges Auf und Ab, ein Leben begleitet von Hochstimmung und Niedergeschlagenheit. So erlebt es auch Ute Steil. Eine Frau, die gelernt hat, ihre Krankheit anzunehmen und sich selbst so zu akzeptieren, wie sie ist.

Ute Steil wird 1961 geboren und hat wie viele vor und nach ihr so einiges erlebt. Bei der 60-Jährigen kommt jedoch ein wesentlicher Umstand hinzu: Ute ist bipolar. Ihr Leben ist ein konstantes Hin und Her und charakterisiert sich durch Extreme. „Bereits während meiner Zeit im Internat in den 70ern fiel mir auf, dass ich von meiner Müdigkeit regelrecht überwältigt wurde.“ Später wechselte sie einige Male die Arbeitsstelle, bis sie übergangsweise bei einer Supermarktkette in Echternach – eigentlich wollte sie am Standort Wasserbillig arbeiten – eingestellt wurde. „Ich habe im Freien verkauft, sowohl im Sommer als auch im Winter. Das war eine wunderbare Zeit.“ Bei dieser Zwischenstation ihres Werdegangs beginnen Utes Augen zu strahlen und für einen kurzen Augenblick hat man den Eindruck, dass sie sich an diesen Ort, in diesen Zeitabschnitt ihres Lebens, zurückversetzen möchte. Die langersehnte Arbeitsstelle nahe der deutschen Grenze muss irgendwann doch neu besetzt werden und Ute wechselt die Filiale. Ihre Freude dauert jedoch nicht lange, „denn 1982 starb mein Bruder. Das war schlimm für mich“, Ute hält kurz inne, „das war heftig“.

Die Frau, die gerne lacht

Langsam schleicht sich die Krankheit in Utes Leben ein, aber ihr selbst wird das erst viel später bewusst. Die ständige Müdigkeit habe sich zusehends verschlimmert und „alles, was ich ansah, war plötzlich nicht mehr ganz deutlich vor meinen Augen erkennbar. Als ob es sich bewegen würde. Mit meinem Schlaf hatte ich zu dem Zeitpunkt auch meine Probleme.“ Irgendwann steht der Wechsel in die Metzgerei an, die sich am gleichen Standort des Supermarktes befindet. Aus zwei Monaten aushelfen werden zehn Jahre. Während dieser Zeit macht sich eine große Nervosität bei Ute breit: Pünktlich um 17 Uhr wird sie panisch. Warum? „Weil um 18.30 Uhr alles aufgeräumt und geputzt sein musste und ich war ganz allein dafür zuständig.“

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