Editorial - Der Caritas-Skandal

Von Audrey Somnard Für Originaltext auf Französisch umschalten

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Die Caritas, eine der größten Wohltätigkeitsorganisationen des Landes, an die der Staat einen Teil seiner sozialen Dienste auslagert, wurde um mehr als 60 Millionen Euro betrogen. Nach der Schockstarre wegen der kaum zu glaubenden Beträge muss man sich fragen: "Wie ist das möglich?"

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Normalerweise ist Luxemburg ein Land, in dem die Behörden mit offenen Karten spielen müssen, ein Land, das sich damit rühmt, bei der Bekämpfung von Geldwäsche führend zu sein, und in dem reihenweise Compliance- und Audit-Personal eingestellt wird … zumindest im Finanzsektor. Ein Sektor, in dem die CSSF über alles wacht und in dem jede zweifelhafte Geldbewegung nicht durch die Sicherheitsfilter kommt.

Für NGOs sind die Regeln viel flexibler. Schließlich würde kein böswilliger Mensch für eine Wohltätigkeitsorganisation arbeiten! Die Haie sind in der Finanzbranche, die guten Menschen hingegen bei den NGOs. Das möchte man zumindest gerne glauben. Die strengen Regeln gelten also nicht überall. Wenn es sich um einen Nachbarschaftsverein handelt, der sich auf Freiwillige stützt und nur ein paar Tausend Euro durch den Ausschank einnimmt, ist es natürlich nicht möglich, strenge und teure Leitplanken zu setzen.

Aber wenn man buchstäblich Millionen von Euro verwaltet, die zudem von den luxemburgischen Steuerzahlern stammen, ist eine strenge Politik der Unternehmensführung unerlässlich. Denn es ist nicht die Caritas, die Geld verloren hat, sondern wir sind es. Wir Steuerzahler, die über den Staat den NGOs jedes Jahr Geld anvertrauen, um ihre sozialen Dienste auszulagern. Wie viele gefährdete Menschen, Flüchtende und Obdachlose sind auf die Unterstützung von NGOs angewiesen, um zu überleben? Ohne diese Organisationen würde der Wohlfahrtsstaat in Luxemburg zusammenbrechen. Doch während die Regierung zur Rechenschaft gezogen wird, scheinen die Auftragnehmer nicht im selben Boot zu sitzen.

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