Der Sturm im Kopf

Von Sarah RaparoliMisch Pautsch

Einseitige Kopfschmerzen. Ein unerträgliches Pochen. Übelkeit. Schwächeanfälle. Migränen beeinflussen den Alltag von Betroffenen extrem. Wie sie damit umgehen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, haben Betroffene und Expertinnen dem Lëtzebuerger Journal berichtet.

„Als ich meinen ersten Anfall hatte, dachte ich, es sei ein Schlaganfall.“ Nina Conan ist 26 Jahre alt und seit dem Teenageralter Migränepatientin mit Aura. „Es ist, als ob alles ineinander verschwimmt. Ich kann dann nichts mehr lesen. Das dauert um die zehn Minuten und dann sehe ich ein schwarzes Blinken in der Mitte.“ Was sie erlebt, ist vergleichbar mit dem Blick in die Sonne und dem darauffolgenden Versuch etwas zu lesen. „Es fehlt etwas und mir gelingt es nicht, es zusammen zu setzen.“ Neurologin Dr. Valérie Piren beschreibt es wie folgt: „Aura-Symptome sind ganz verschieden. Typisch sind Sehstörungen, die in den meisten Fällen 15 bis 20 Minuten anhalten. Betroffene sprechen von einem veränderten und eingeschränkten Gesichtsfeld. Sie sehen Blitze, Mücken. Und dann setzten die Kopfschmerzen ein. Eine Migräne mit Aura kann auch Gefühl- oder Sprachstörungen mit sich bringen. In den schlimmsten Fällen treten Lähmungserscheinungen auf.“

Noch 30 Minuten

Wenn die ersten Symptome einsetzen, hat Nina noch 30 Minuten, bis es richtig losgeht. Dieses Zeitfenster ist entscheidend, wie sie weiter beschreibt. „In diesen 30 Minuten muss ich meine Medikamente einnehmen und es muss mich jemand abholen. Denn kurze Zeit später habe ich solche Kopfschmerzen, dass ich nicht mehr stehen kann. Das kann sich dann gut sieben Stunden ziehen.“ Im besten Fall kann sich Nina ins Bett legen, den Raum abdunkeln und einschlafen. Im schlimmsten Fall sitzt sie in einem Zug unterwegs in die Ferien. „Ich hatte noch nie einen Anfall, wenn ich allein mit dem Auto unterwegs war. Manchmal setzen sie mitten in der Nacht ein, manchmal sofort nach dem Aufstehen.“ Die Sehstörungen machen Nina besonders zu schaffen. „Sobald ich nichts mehr erkenne, verfalle ich in Panik. Ich trage Kontaktlinsen und mit denen sieht man nicht immer ganz deutlich, das hat schon gereicht, um mir Angst zu machen.“ Sie legt oft etwas vor sich und sieht es an, um sich zu vergewissern, dass sie (k)einen Anfall bekommt. „Ich kontrolliere viel. Ich nehme auch oft mein Smartphone, um zu sehen, ob ich klar und deutlich sehe.“

In der Zeit als sie mehrere Attacken in der Woche hat, beschließt Nina, zum Neurologen zu gehen. „Mir wurden zwei Mittel verschrieben. Eines davon kann die Aura, noch bevor sie sich ausbreiten kann, blockieren.“ Sie spielt auf die sogenannten RELERT-Arzneimittel an. „Ich habe von insgesamt sechs, vier Mittel getestet, eines hat gewirkt. Wenn ich dieses mit einem Schmerzmittel einnehme, geht es besser.“ Nina erklärt – und das erzählt auch eine weitere Interviewpartnerin –, dass das Ziel immer ist, die Frequenz zwischen den Migränen zu reduzieren. „Oder einzuschlafen und nichts mehr mitzubekommen.“

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