Der steinige Weg zur allgemeinen Gesundheitsversorgung

Von Christian BlockLex Kleren

Ein Jahr nach dem Start des Cuss-Pilotprojekts haben rund 150 Menschen einen Sozialversicherungsausweis erhalten. Von der Notwendigkeit des Programms sind die eingebundenen Vereinigungen überzeugt, allerdings bereiten ihnen die vielen Auflagen und der prozedurale Aufwand Kopfzerbrechen.

In der Rue d'Audun, die hier unter dem Viadukt in einer Sackgasse mündet, ist an diesem Donnerstag im April etwas mehr los. Der für sein wechselhaftes Wetter berüchtigte Monat zeigt sich an diesem Morgen von seiner kalten Seite. Schon kurz vor Beginn der Sprechstunde um 10.00 Uhr warten ein paar Menschen vor der Tür von Médecins du Monde (MDM). Wer mit Schmerzen, Infektionen oder anderen Beschwerden die Ärzte der Welt aufsucht, lebt häufig in Armut und ist nicht krankenversichert. Eine Realität in Luxemburg.

Drinnen sind in der Stunde zuvor die Mitglieder der an diesem Tag aktiven Mannschaft nach und nach eingetrudelt. Unter ihnen befindet sich auch Dr. Bernard Thill, den wir an diesem Morgen für ein Interview begegnen. Das findet an einem eher unüblichen Ort statt: in einer Abstellkammer. Obwohl die Nichtregierungsorganisation das Erdgeschoss von zwei benachbarten Gebäuden belegt, ist der Platz begrenzt. In ein paar Monaten soll die Organisation in größere Räumlichkeiten in die Nähe der Place Robert Metz umziehen – und damit mitten ins Zentrum von Esch/Alzette.

Im Oktober 2021 hatte die Regierung die Cuss vorgestellt, kurz für "Couverture universelle des soins de santé". Damit erkannte die Politik an, dass in Luxemburg, das zwar gemeinhin zu den Staaten mit einer allgemeinen Gesundheitsversorgung gezählt wird, dennoch Menschen durchs Raster fallen. Der allgemeine Zugang zu Gesundheitsleistungen findet sich auch im Koalitionsprogramm wieder.

Fünf Organisationen – Médecins du Monde (MDM), das luxemburgische Rote Kreuz, die Stiftung Jugend & Drogenhëllef (JDH), das Comité national de défense sociale (CNDS) und die Stëmm vun der Strooss – wurde im Rahmen des Pilotprojekts die Handhabung der Cuss-Dossiers anvertraut. Sie erhielten zu diesem Zweck zusätzliche finanzielle Mittel für Sozialarbeiter*innen. Doch das reicht offenbar nicht oder nicht mehr.

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