
Luxemburg sucht händeringend Ärzt*innen. Doch statt angehende Mediziner*innen mit offenen Armen zu empfangen, erwarten sie bei ihrer Rückkehr ungleiche Arbeitsbedingungen, belastende Arbeitszeiten und hohe Lebenshaltungskosten. Das sorgt für Frust – und viele kehren dem Land sogar den Rücken.
Rund ein Drittel der jungen luxemburgischen Ärzt*innen kommt nach dem Studium nicht ins Großherzogtum zurück. Über die Problematik hat das Journal bereits berichtet. Auch die Fachausbildungszeit kann für diese Entscheidung das Zünglein an der Waage sein. Denn in diesen letzten drei bis sechs Jahren der Ausbildung zur*m Fachärzt*in wird es ernst: Aus Theorie wird Praxis. Wissen, das bisher einige Punkte in einer Klausur ausgemacht hat, kann Leben retten… oder kosten. Umso wichtiger ist es, dass die Arbeitsbedingungen und die Wissensvermittlung für die nächste Generation MEVS (Médecins en voie de spécialisation) den Ansprüchen der modernen Medizin gerecht werden, und dass die Beziehung zwischen den Assistenzärzt*innen und ihren Betreuer*innen ("Maitre de Stage") produktiv ist.
Doch je nach Spezialisierung und Arbeitsort kann die Facharztausbildung komplett unterschiedlich aussehen, erklärt Maxime Fassotte, der aktuell seine Spezialisierung zum Allgemeinmediziner macht: "Im Moment gibt es für Assistenzärzte in Luxemburg drei unterschiedliche Arbeitsverhältnisse. Die an der Uni – aktuell in der Allgemeinmedizin, Neurologie und Onkologie – sind offiziell selbstständig. Dann gibt es die Angestellten im CHL. Und letztlich gibt es noch jene, die einzeln in Praxen oder von medizinischen Gruppen eingestellt werden. Hier können die Verträge von Praxis zu Praxis variieren". Arbeitszeiten, der direkte Kontakt mit den weiterbildenden Ärzt*innen, aber auch die Verantwortung, die ihnen zufällt, können so je nach Ausbildungsplatz stark voneinander abweichen – zum Guten, wie zum Schlechten.
Komplizierter rechtlicher Rahmen für einen ohnehin komplizierten Beruf
Fassotte ist Mitglied des luxemburgischen Verbands der Assistenzärzte (Association luxembourgeoise des médecins en voie de spécialisation, ALMEVS). Ziel dieser 2020 gegründeten Asbl ist, erklärt Vize-Präsidentin Yoon Penning, ihre Arbeitsverhältnisse zu harmonisieren – und das auf einem Niveau, das den Beruf allgemein attraktiver macht. "Wir reden hier von etwa 200 bis 300 Assistenzärzten im ganzen Land. Dass das System für eine so kleine Gruppe derart unübersichtlich und zersplittert ist, finde ich verrückt. Wir bekommen manchmal E-Mails von Leuten, die fragen: 'Ich will mich in dieser Richtung spezialisieren, könnt ihr mir das erklären?' Und dann muss man jedes Mal dieses ganze komplexe System auseinandernehmen und erläutern."
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