Der Gleichgewichtssinn

Von Camille FratiAnouk Flesch Für Originaltext auf Französisch umschalten

Francis Delaporte, der seit 2015 Präsident des Verwaltungsgerichtshofs ist, wird nach wie vor von einer ungebrochenen Leidenschaft für seine Aufgabe angetrieben: Ausgleich oder gar Schlichtung herbeiführen, die großen Prinzipien verteidigen, die Anwendung des Gesetzes an eine sich verändernde Welt anpassen – er hat in seiner 38-jährigen Karriere den Wandel des Landes beobachtet.

Mit funkelnden Augen hinter seiner Brille empfängt Francis Delaporte das Journal in seiner „Höhle“ (das ist sie seit 1996): das seltsame Gebäude der Verwaltungsgerichte, dessen Geschichte er mit Freude erzählt. Wie mehrere Gebäude auf dem Kirchberg wurde auch dieses von einer wachsenden europäischen Institution verlassen, in diesem Fall dem Europäischen Parlament, das sich dort sehr schnell eingeengt fühlte. Die Verwaltungsgerichte, die Ende der 1990er Jahre buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht sind, teilen es sich mit dem Europäischen Kongresszentrum und dem Gerichtshof der Europäischen Freihandelsassoziation – der über Streitigkeiten in den Handelsbeziehungen zwischen der Europäischen Union und Island, Norwegen und Liechtenstein entscheidet.

Das Gebäude zeichnet sich vor allem durch seine kühne Architektur der 1970er Jahre aus: Von dem unauffälligen Eingang in der Rue du Fort Thüngen aus ist nur ein Stockwerk zu sehen, da sich das Gebäude auf dem Kirchberg-Plateau wie ein weißes Nest nach unten ausbreitet, welches sich an der Basis verengt und von großen Glasfenstern durchzogen ist, die sich über jedes Stockwerk erstrecken. Das Gebäude bietet Bewohner*innen und Besucher*innen einer Gerichtsverhandlung ein unvergleichliches natürliches Panorama.

Du willst mehr? Hol dir den Zugang.

  • Jahresabo

    185,00 €
    /Jahr
  • Monatsabo

    18,50 €
    /Monat
  • Zukunftsabo für Abonnent*innen im Alter von unter 26 Jahren

    120,00 €
    /Jahr

Der Gleichgewichtssinn

2,00 €
/Artikel

Du hast bereits ein Konto?

Einloggen