Schulen haben den Auftrag eine neue Generation von jungen Erwachsenen auf die Welt vorzubereiten. Sexualität, ein Thema das jeden Menschen ein Leben lang begleitet, scheint jedoch kein allzu wichtiger Teil dieser Bildung zu sein. Bei genauerem Blick auf die schulische Sexualbildung werden die Lücken im System klar – zur Unzufriedenheit von Schüler*innen.
„Die einzige Erfahrung mit Sexualität, die ich hatte, war über die Jungs, die heimlich Pornos in den Pausen geschaut haben“, erinnert sich die 18-jährige Schülerin Zohra Barthelemy an die Grundschule zurück. Als sie dann im sechsten Schuljahr endlich Sexualbildung haben sollte, bekam sie einen Brief mit nachhause, um die Eltern um Erlaubnis zu fragen, die Thematik im Klassensaal zu behandeln. „Meine Eltern haben den Zettel nie gesehen, weil ich auf keinen Fall wollte, dass sie wissen, dass wir über Sex reden“, erklärt die momentane Abiturientin. Zohra verbindet die schulische Sexualbildung mit viel Scham und Geheimnistuerei. Lachend denkt sie zurück wie im sechsten Schuljahr Mädchen und Jungs getrennt wurden und die Mädchen nur über den weiblichen Körper sprachen – das fremde Geschlecht blieb verborgen hinter Scham und Unsicherheit.
Das Sex-Tabu
Heute ist dies etwas anders. Sexualbildung ist sowohl im sechsten Schuljahr in der Grundschule als auch in den Stufen „7iéme“, „5ième“ und „3ième“ im Biologiekurs des Gymnasiums obligatorisch. Themen rund um Geschlechtsorgane, Schwangerschaft, Hormone und Verhütungsmittel sind dabei besonders im Fokus. Abhängig von den Hauptfächer findet sich Sexualität auch in höheren Stufen wieder. Dennoch weist der momentane Lehrplan viele Schwachstellen auf, da beinah ausschließlich Anatomie im Fokus steht – Schwachstellen, die Zohra und viele andere Schüler*innen prägen. Dabei gehört zu einer tiefgründigen Sexualbildung mehr als nur Anatomie, wie die luxemburgische Sexualpädagogin Kelly Kosel bestätigt. „Es geht darum eine sexuelle Vielfalt darzustellen, damit man die richtigen Entscheidungen treffen kann“, weiß sie. Thematiken von LGBT+-Identitäten bis hin zur sexualisierter Gewalt können so miteinbezogen werden, um Jugendlichen einen sicheren und positiven Umgang mit ihrem Körper und ihrer Sexualität zu lehren.
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