Non-formelle Bildung ist ein wichtiger Teil des Alltags zunehmend vieler Kinder in Luxemburg. Rund die Hälfte sind oder waren in einer Maison Relais. Dennoch fühlt sich das Personal der Betreuungsorte oft nicht ausreichend in das komplexe Bildungssystem eingebunden.
„Es wurde in meinen Augen grundlegend verfehlt, die Grundschule und Maisons Relais systematisch miteinander zu verknüpfen.“ Die erfahrene Sozialpädagogin, die in einer Maison Relais arbeitet und es vorzieht, anonym zu bleiben, nimmt in ihrem Eröffnungs-Statement kein Blatt vor den Mund: Dadurch, dass die Mitarbeiter*innen des „Service d’éducation et d’acceuil“ (SEA) auf fragmentierten „Inselchen“ sitzen sei es quasi unmöglich, mit einer gemeinsamen Stimme auf akute Probleme hinzuweisen. In dem komplizierten administrativen Netz der SEA finden sich auch die Maisons Relais wieder, die von rund der Hälfte der Kinder in Luxemburg besucht werden. Während sich alle Strukturen an die unter anderem vom Bildungsministerium (MEN) festgelegten Regelungen und Qualitätskriterien halten müssen, variieren die Bedingungen von Haus zu Haus stark: Die Gemeinden, in denen die Maisons Relais liegen, sind meist Träger. Daneben werden jedoch auch viele von den großen non-profit Organisationen wie dem Roten Kreuz, der Caritas, Inter-Actions und vor allem Arcus getragen. Wieder andere sind private Häuser.
Diese Aufteilung, so die anonyme Pädagogin, bringt eine Reihe fundamentaler Probleme mit sich: „Es scheint kein übergreifendes Konzept für die Zusammenarbeit zwischen formaler – also „schulischer“ – und non-formaler Bildung in den Maison Relais zu geben.“ Es wären teilweise regelrecht unterschiedliche Welten: So sei beispielsweise das Bestrafungs- und Belohnungssystem oder das Ampel-System, das in den Grundschulen eingeführt wurde, konzeptuell seit Jahren komplett überholt und werde in der non-formalen Bildung kaum mehr eingesetzt. „Trotzdem kommen regelmäßig Kinder aus der Schule vor der Mittagspause mit Süßigkeiten hier an, weil sie in der Schule etwas richtig gemacht haben“, sagt die ausgebildete Pädagogin. Hier würden zwei Erziehungssysteme komplett aneinander vorbeilaufen und sich gegenseitig oft direkt widersprechen. Bei den Kindern kann das zu Unverständnis und Verwirrung führen: „Damit kommen die Kinder nicht klar. Das steckt bei uns immer im Hinterkopf, das bohrt, weil wir wissen: Das ist so nicht richtig.“
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