„Alles zu seiner Zeit“

Von Pascal SteinwachsLex Kleren

Auch als Mitglied des Staatsrats meldet sich Alex Bodry immer noch regelmäßig zu Wort. Das passt nicht jedem, ist aber gut so. Wir trafen den früheren LSAP–Politiker zu einem ausführlichen Gespräch.

Alex Bodry ist ein politisches Urgestein. Anfang 2020 wurde er Mitglied des Staatsrats, nachdem er zuvor während insgesamt 26 Jahren im Parlament saß (unter anderem als Fraktionschef), zehn Jahre lang Minister war (1989 bis 1999), zehn Jahre lang Bürgermeister von Düdelingen (2004 bis 2014) und zehn Jahre lang Parteipräsident der LSAP (ebenfalls von 2004 bis 2014), um an dieser Stelle nur die wichtigsten Ämter zu nennen.

Lëtzebuerger Journal: Irgendwie ist der Staatsrat immer noch als Abstellgleis für müde Männer und Frauen respektive als Verschiebebahnhof zur Klärung von Personalien verschrien, was jedoch nicht der Fall sei, wie der frühere Premierminister Jean-Claude Juncker die Hohe Körperschaft in einer seiner Regierungserklärungen einmal zu verteidigen versuchte. Trotzdem: Wer bei den Legislativwahlen nicht wiedergewählt wird oder sonst wie keinen politischen Erfolg hat, der wird entweder ins Europaparlament nach Brüssel verbannt oder für einen Staatsratsposten nominiert. Warum ist das so?

Alex Bodry: Wenn ich mir heute die Zusammensetzung des Staatsrats ansehe, so kann ich diese pauschale Einschätzung nicht teilen. Die Parteien überlegen sich sorgfältig, wenn sie in den Staatsrat schicken, weil sich alle bewusst sind, wie wichtig diese Funktion ist. Es wird keiner mehr dorthin „abgeschoben“, der sich nicht aktiv mit seinen Ideen und Überzeugungen einbringen kann, und der nur den Stuhl besetzen soll. Es hat sich manches geändert. Auch ist der Großteil der Staatsratsmitglieder weiterhin beruflich aktiv. Ich glaube, unter den 21 Mitgliedern haben wir nur drei Pensionäre. Das Bild, das der Staatsrat vielleicht noch vor einigen Jahren abgab, entspricht also nicht länger der Realität.

Hat Sie Ihre Arbeit in der Abgeordnetenkammer denn derart gelangweilt, dass Sie freiwillig in den Staatsrat wechselten? Bedauern Sie Ihren Wechsel nicht manchmal, und juckt es Sie nicht in den Fingern, beispielsweise mal wieder der adr den „Diks“ zu richten?

Dass ich in den Staatsrat gewechselt bin, ist hauptsächlich auf meine lange Zeit im Parlament und in der nationalen Politik zurückzuführen. In die Abgeordnetenkammer gewählt wurde ich erstmals 1984, und nach über 35 Jahren in der Politik ist es irgendwann auch mal gut, und man sollte der neuen Generation Platz machen. Ich habe meinen Beitrag als Abgeordneter und als Minister geleistet, und die Möglichkeit, Staatsratsmitglied zu werden, war für mich ein schöner Abschluss, beziehungsweise die Verlängerung meiner politischen Karriere.

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