Zurück zu den Wurzeln

Von Christian BlockMike Zenari

In luxemburgischen Wäldern werden weniger Bäume gefällt als nachwachsen. Doch die Nachfrage nach der Ressource Holz wird steigen. Ralf Koehler, der neue Manager des Wood Clusters, steht vor der Herausforderung, eine regionale Holzverarbeitungsindustrie neu aufleben zu lassen.

Der Wald erfüllt viele Funktionen. Für Tiere, Pflanzen und Menschen. Doch er steht unter Druck. Nur knapp 40 Prozent der Waldökosysteme befinden sich laut Umweltobservatorium in einem guten Zustand. Mehr als die Hälfte des Waldbestands ist stark beschädigt, Teile der Waldfläche überaltert und ein Großteil der Waldfläche in keinem naturgemäßen Zustand. Die Veränderung des Klimas bringt neue Herausforderungen mit sich. Trockenperioden etwa oder ein häufigeres Vorkommen von Schadinsekten wie dem Borkenkäfer durch eine verlängerte Vegetationsperiode. Ist das Fällen von gesunden Bäumen angesichts dieser Umstände noch vertretbar?

Ralf Koehlers Antwort ist eindeutig. „Auf jeden Fall“, sagt der Forstingenieur. Am 1. Mai hat der Deutsche die Leitung des Wood Clusters übernommen, eine 2016 ins Leben gerufene Austauschplattform für alle in diesem Sektor aktiven Akteure. Es gibt vor allem zwei Gründe für Koehlers Standpunkt. „Im luxemburgischen Wald wird […] eine relativ extensive Nutzung von Holz vollzogen“. Anders ausgedrückt: Es werden weniger Bäume gefällt, als insgesamt an Biomasse nachwächst. Die Speicherkapazität von Dutzenden Millionen Tonnen Kohlenstoff in der forstlichen Biomasse steigt demnach kontinuierlich. Andererseits kann die Entnahme von Bäumen durch forstwirtschaftliche Aktivitäten das Waldwachstum fördern. „Je mehr Bäume rauskommen, umso mehr Platz bekommen die Bäume, die im Bestand bleiben, und desto mehr Kohlenstoff kann folglich gespeichert werden“, sagt Koehler.

Der spezifische Hiebsatz (die flächenbezogen nachhaltige jährliche einschlagbare Holzmenge) lag dem letzten nationalen Forstinventar zufolge bei durchschnittlichen 60 Prozent und dabei in den Privatwäldern (mit 53 Prozent) niedriger als in öffentlichen Wäldern (67 Prozent). Das ist ein gutes Jahrzehnt her. Koehler zufolge geht der Trend derzeit, bedingt „durch die Klimaschutzbestrebungen der staatlichen Forstwirtschaft“, in die Richtung, die Ressource Wald heute noch weniger zu nutzen als das noch vor zehn Jahren der Fall gewesen sei. „Wir sind sehr nachhaltig unterwegs“, bemerkt er.

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