Der liberale Europaabgeordnete Charles Goerens gilt als einer der profiliertesten Stimmen im Europaparlament. Im Gespräch mit uns erläutert er seine Sicht auf die aktuellen Herausforderungen der EU.
Charles Goerens einen alten Polithasen zu nennen, wäre fast noch untertrieben. Der DP-Politiker war in seiner langen Karriere unter anderem Minister, Parteipräsident und Fraktionschef, und ist seit 2009 ununterbrochen Europaabgeordneter, nachdem er 1982 erstmals Mitglied des Europaparlaments wurde.
Lëtzebuerger Journal: Sie landen seit Jahren regelmäßig auf Platz eins der bestgewählten Luxemburger*innen bei den Europawahlen, und platzierten sich beim Politmonitor der beliebtesten Politiker*innen im Dezember letzten Jahres sogar auf Platz drei, noch vor Luc Frieden. Wie machen Sie das?
Charles Goerens: Das müssen sie die Leute fragen, die auf diese Frage geantwortet haben. Die zeitliche Nähe der Umfrage zu den letzten Europawahlen dürfte aber wesentlich zu meinem Bekanntheitsgrad in Luxemburg beigetragen haben. Während der Wahlkampagne war ich permanent in den Medien.
Besonders am Herzen liegt Ihnen als ehemaliger Kooperationsminister die Entwicklungspolitik, diesbezüglich es vor kurzem zu einem Eklat im Europaparlament kam, als eine Mehrheit aus Christdemokraten, Rechtskonservativen und Rechtsextremen im Vorfeld einer entsprechenden UNO-Konferenz Ihren Bericht zur Finanzierung der Entwicklungshilfe abgelehnt hat, sodass Sie sich weigerten, zur besagten Konferenz zu fahren, um dort die Position des EU-Parlaments zu vertreten. Der EVP warfen Sie anschließend vor, mit dem Feuer zu spielen.
Alle 15 Jahre findet unter der Ägide der Vereinten Nationen eine internationale Konferenz über die Finanzierung der Entwicklungshilfe statt, diesmal im spanischem Sevilla. Hierfür wurde ich vom Europaparlament beauftragt, einen Bericht zu erstellen, um entsprechende Impulse an die EU-Kommission und den EU-Ministerrat zu geben. Dieser Bericht wurde dann aber von den rechtsextremen und rechtspopulistischen Fraktionen abgelehnt, was nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn nicht auch die EVP (die Fraktion der Christdemokraten, d. Red.) dagegen gestimmt hätte.
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