Irgendwie war er immer da: Erst als Bürgermeister, dann als Abgeordneter, LSAP-Fraktionschef, Parteipräsident, Vizepremier und Chefdiplomat. Nach über 40 Jahren hat sich der ewige Außenminister Jean Asselborn schweren Herzens aus der Politik zurückgezogen. Ein Hausbesuch in Steinfort.
Als wir uns Anfang der Woche durch die Fernsehkanäle zappen, und dabei wohl oder übel auch auf die Rosenmontagsumzüge stoßen, da erinnern wir uns plötzlich wieder an einen lange zurückliegenden Nachmittag in der Karnevalshochburg Köln. An diesem Tag kommen wir in einem Secondhandladen mit der Inhaberin ins Gespräch, die angibt, früher des Öfteren in Luxemburg gewesen zu sein: "Tanken, Zigaretten kaufen, und einmal war ich auch in der Altstadt. Schöne Stadt, aber leider auch teuer. Und einen sympathischen Außenminister habt ihr in Luxemburg, der mit dem Schnurrbart. Den kenne ich aus den Talkshows."
Zusammen mit Jean-Claude Juncker, Désirée Nosbusch, Thierry van Werveke und seit neuestem vielleicht auch noch Vicky Krieps gehört Jean Asselborn definitiv dem sehr illustren Kreis der auch im Ausland bekannten Luxemburger*innen an. Sogar ein Film wurde schon über Jean Asselborn gedreht (Foreign Affairs von Pasha Rafiy), und eine politische Biografie über ihn gibt es auch: Merde alors!, geschrieben von der österreichischen Journalistin Margaretha Kopeinig. Und dann führte Asselborn in Umfragen seit 2013 auch noch quasi ununterbrochen die Hitparade der beliebtesten Politiker*innen des Landes an.
Der ehemals – in Dienstjahren – älteste Außenminister der EU und drittälteste Chefdiplomat der Welt hat jedenfalls eine außergewöhnliche Karriere hinter sich: Angestellter bei der Reifenproduktionsfirma Uniroyal in Steinfort, Angestellter bei der Stadt Luxemburg, Angestellter bei der Gemeinde Steinfort, Abitur über den zweiten Bildungsweg, Verwaltungschef des interkommunalen Krankenhauses von Steinfort, Jurastudium und Abschlussdiplom an der Universität Nancy, Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Steinfort, Abgeordneter, LSAP-Fraktionsvorsitzender, Parteipräsident, Vizepremier und Außenminister.
In der Vergangenheit begleiten wir Jean Asselborn immer mal wieder ins Ausland. Zum Beispiel nach Kabul in Afghanistan, wo wir in einer Pizzeria einkehren, oder nach Chile, wo wir zufällig gerade im Zimmer des Ministers sind, als dieser verzweifelt nach seinen Socken sucht.
Du willst mehr? Hol dir den Zugang.
-
Jahresabo185,00 €/Jahr
-
Monatsabo18,50 €/Monat
-
Zukunftsabo für Abonnent*innen im Alter von unter 26 Jahren120,00 €/Jahr
Du hast bereits ein Konto?
Einloggen