Können wir uns angesichts der Klimakrise noch erlauben, Waldökosysteme für Bauprojekte zu opfern? Das 2018 eingeführte Kompensationssystem für Eingriffe in die Natur hat seine Stärken, stößt aber auch an Grenzen.
Frank Wolff hält einen großformatigen Ausdruck über die Mittelkonsole seines E-Autos. Die Luftaufnahme zeigt zahlreiche braune Flächen auf den Hängen um den Nogemerhaff. Ein Abbild der Vergangenheit, als der in der Gemeinde Redingen/Attert gelegene Bauernhof noch vorrangig als Milchbetrieb funktionierte und Mais auf den Äckern wuchs. Wer sich heute in den Landeswesten begibt, wird von Angus-Rindern auf der Weide begrüßt und sieht Zwetschgen-, Äpfel- oder auch Kirschbäume. Die Felder wurden in extensive Wiesen und Weiden umgewandelt, auf denen im Frühsommer heimische Blumen erblühen.
Nogemerhaff ist zugleich die Bezeichnung des ersten und weitestgehend abgeschlossenen Kompensationsprojekts der Natur- und Forstverwaltung – auch wenn bis zur ersten Ernte der Obstbäume noch einige Jahr ins Land ziehen. Es ist zugleich ein Vorzeigeprojekt für die Natur- und Forstverwaltung (ANF), wie sich ziemlich schnell beim Vor-Ort-Termin herausstellt. Und das gleich in dreierlei Hinsicht.
Auf einer Fläche von rund 50 vom Staat erworbenen Hektar hat die Naturverwaltung ihr erstes großes Kompensationsprojekt für Bau- und Infrastrukturvorhaben umgesetzt. „Seit dem Inkrafttreten des reformierten Naturschutzgesetzes im September 2018 gab es Zerstörungen von Naturelementen in Höhe von 19 Millionen Ökopunkten. Nur mit diesem Projekt kann man sagen, dass eigentlich mehr als ein Viertel kompensiert wird, als in dieser Zeit angefallen ist“, sagt Frank Wolff, einer von zwei stellvertretenden Direktoren der Naturverwaltung. Rund um den Nogemerhaff können Besucher*innen exemplarisch fast die gesamte Bandbreite an Maßnahmen in Augenschein nehmen, die dem nationalen Flächenpoolverwalter zur Verfügung steht. Die Straße den Nogemerbierg hinauffolgend sieht man linkerhand neu angepflanzte Bäume und Hecken. Noch weiter hangaufwärts, vorbei an der Streuobstwiese und einer heranwachsenden Birnbaumallee die renaturierten Wiesen. Unten im Tal wurde derweil mittels zwei Teichen ein Feuchtgebiet wiederhergestellt, in das sich, so die Hoffnung Wolffs, durch die Rückführung in sein ursprüngliches Bett in Zukunft vielleicht wieder ein Nebengewässer der „Fräsbech“ (ein Bach) ergießen könnte.
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