Viele schöne Worte

Von Misch PautschLex Kleren

Wie kann ein Parteiprogramm in einem Satz zusammengefasst werden? Die Antwort "eigentlich gar nicht" hält die Parteien nicht davon ab, es trotzdem – gezwungenermaßen – zu versuchen. Steig mit dem Linguisten Christoph Purschke in unseren DeLorean aus Back to the Future und begleite uns auf eine Zeitreise entlang der Wahlplakate der Gegenwart und Vergangenheit.

Woran denkst du, wenn du "Gerechtegkeet" hörst? "Liewenswäert", "Nei", "No", "Gär hunn"? "Lëtzebuerg"? Die Parteien wetteifern mit einer Flut schöner Worte um die dünn gestreckte Aufmerksamkeit der Wähler*innenschaft. Das braucht Pep. "Pazazz". Schließlich geht es in der Kommunikation weniger um das, was gesagt wird, als um das, was ankommt. Darum fahren wir heute mit dem Sozio- und Computerlinguisten Christoph Purschke von der Universität Luxemburg mental im DeLorean aus Back to the Future an Wahlplakaten vorbei und reisen dabei manchmal gleichzeitig zurück in der Zeit, um die Entwicklung der Slogans zu beobachten.

Das Jahr ist 2023: "Gambia" hat ihre zweite Legislaturperiode hinter sich, die CSV hat mit Luc Frieden einen neuen alten Hasen ins Boot geholt und mit Fokus und Liberté sind zwei neue Parteien im Rennen. Wir stehen – mental – an der A4 in Richtung Esch. Stau. Reichlich Zeit, die Slogans zu analysieren. Was Christoph Purschke zuerst beim Blick auf die Plakate denkt, ist "Oh, es sind schon wieder Wahlen". 2018 hatte er sich bereits näher mit den Slogans der Parteien auseinandergesetzt. Seine Schlussfolgerung damals: Keine der Kampagnen, sei "rhetorisch wirklich gelungen". Es ist keine einfache Aufgabe: "Slogans sind eine recht undankbare Textsorte. Sie bieten sehr wenig Raum, gleichzeitig soll darin möglichst viel ausgesagt werden."

Die große Herausforderung ist, über die Plattitüde hinauszukommen. Klar, jeder ist für "eine gute Zukunft", aber wie kann in drei, vier Worten etwas Substanzielles über diese gesagt werden? Die Versuche seien auch dieses Jahr nicht alle erfolgreich: "Die meisten Plakate sind so allgemein gehalten, dass jeder, der nicht etwas 'mëll' ist, sagen müsste: 'Damit bin ich einverstanden'." Dennoch verraten sie uns, welche Akzente die Parteien setzen wollen. "Vor allem, weil die Forderungen von Plakaten weder ins Programm noch in den Koalitionsvertrag müssen. Man kann hier also recht viel behaupten, das man hinterher nicht so nicht einlösen muss, zumal in der Opposition", so Purschke mit einem Augenzwinkern. Wir fahren los.

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