Unvergleichbarer Schmerz

Von Melody HansenLex KlerenLaurent Sturm

Der Konflikt zwischen Israel und Palästina sorgt seit Jahrzehnten für generationsübergreifende Traumata auf beiden Seiten. Jetzt werden sie wieder hervorgerufen und vervielfacht. Ein Psychologe, eine Israeli und eine Palästinenserin über die Rolle von Traumata im Nahostkonflikt.

Was genau ist eigentlich ein Trauma und ab wann kann man davon sprechen? Über unsere erste Frage muss Prof. Dr. Claus Vögele, Psychologe und Traumaforscher an der Universität Luxemburg, schmunzeln. "Dafür hat die Wissenschaft eigentlich keine richtig gute Definition. Wir messen Traumata – und das müssen wir auch – immer erst, nachdem sie passiert sind. Es hängt von der individuellen Art der Verarbeitung ab. Nicht jeder, der ein traumatisches Erlebnis hatte, wird krank."

Aufgabe der Wissenschaft sei es, herauszufinden, welche Faktoren entscheiden, ob Menschen "krank werden", also eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Dabei handelt es sich um eine diagnostizierbare psychische Störung, wie sie in Diagnosesystemen exakt definiert wird und nach der verschiedene Kriterien erfüllt sein müssen: "Die Hauptkriterien für eine posttraumatische Belastungsstörung sind immer wiederkehrende, nicht willentlich herbeigeführte und als sehr belastend empfundene Erinnerungen." Betroffene haben das Gefühl, das traumatische Erlebnis immer wieder erneut durchzumachen. Er oder sie hat sogenannte Flashbacks und empfindet es so, als sei er oder sie auf einmal wieder in der schlimmen Situation, mit allen Sinneseindrücken, die dazugehören. Was sie gesehen, gehört und gerochen haben, ist auf einmal wieder da, genauso wie "das schreckliche Gefühl, der Situation nicht entrinnen zu können". Dazu kommen Albträume, in denen das alles wiedererlebt wird.

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