Schiedsrichter*innen sind bei fast jedem Spiel dabei, doch gewinnen können sie nie. Auch Sieger der Herzen werden sie selten. Dabei stellt das Pfeifen die knapp 1.000 Unparteiischen des Landes oft vor mindestens die gleichen physischen und mentalen Ansprüche wie die Spieler*innen – ohne dabei von der Hälfte des Publikums angefeuert zu werden. Gespräche mit Schiris.
Wir sind mitten in einem Mini-Match im Basketball. Seit Beginn des Spiels will das Publikum – fast ausschließlich Eltern – nicht zur Ruhe kommen. Bei jedem Freiwurf werden die Schreie lauter, bis sich der zunehmend frustrierte Schiedsrichter direkt an die Zuschauer wendet und lautstark das Regelwerk zitiert: Nein, bei Mini-Matches werden Freiwürfe nicht immer von der Freiwurflinie geworfen. Auf der Tribüne werden Handys gezückt, Regeln (zum ersten Mal) überflogen, Köpfe geschüttelt. Das Spiel kann weitergehen.
Eltern, sagt der anonyme Schiedsrichter, "sind das anstrengendste Publikum. Irgendeinen Grund dich zur Sau zu machen, finden die immer. Die Coaches sind oft nicht besser, vor allem bei der Jugend." In einer Alterskategorie, in der es eigentlich um nichts geht, mag es überraschen, dass die Gemüter so heiß laufen. Trotzdem ist er schon während und nach Spielen an der "Buvette" verbal bedroht worden. Dass es noch nicht zu körperlichen Auseinandersetzungen kam, sei wohl auch seiner Statur zu verdanken.
Er hat gelernt, die verbalen Angriffe wegzustecken. Doch sie sind für viele angehende Schiedsrichter*innen ein Grund, das Handtuch zu werfen, sagt er: "Wenn man grade mit 15 anfängt, ist das eine echte Mutprobe. Ich selbst habe bei meinem ersten Spiel vielleicht zwei, dreimal die Pfeife angesetzt, weil ich mich nicht getraut habe. Eine junge Schiedsrichterin hat vor kurzem bei einem ihrer ersten Spiele unter Tränen das Spielfeld verlassen, weil sie durchgehend angeschrien wurde. Es ist nicht einfach."
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