Überraschendes Testament

In einer Krise oder zum Gedenken an eine*n Angehörige*n an eine Organisation zu spenden, ist in Luxemburg eine fast alltägliche Geste. Ein Vermächtnis zu machen, d. h. in seinem Testament eine NGO als Empfänger einer bestimmten Summe oder eines Teils seines Vermögens festzulegen, ist eine weniger bekannte Geste, die vor allem tabuisiert wird, da der Tod im Allgemeinen unangenehm ist. NGOs profitieren zwar von dieser etwas ungewöhnlichen Art des Gebens, doch sie scheuen sich davor, offen über dieses Thema zu kommunizieren.

Das Rote Kreuz ist eine den Luxemburger*innen wohlbekannte Organisation, die sowohl bei Krisen auf internationaler Ebene als auch bei der Aufnahme von Geflüchteten und anderen gefährdeten Bevölkerungsgruppen in Luxemburg tätig ist, wobei die Aktivitäten sehr vielfältig sind. Letztere stellt Broschüren für Bänker*innen und Notar*innen zur Verfügung, wehrt sich aber gegen jeglichen Proselytismus (Starker Wille, Anhänger*innen anzuwerben und zu versuchen, die eigenen Ideen durchzusetzen). Die NGOs befinden sich auf einem schmalen Grat: Sie müssen das Vermächtnis bekannt machen, ohne dafür zu werben. „Wir halten uns bedeckt, weil wir nicht wollen, dass sich jemand in diese Richtung gedrängt fühlt“, erklärt Luc Scheer, Vorstandsmitglied des luxemburgischen Roten Kreuzes. Für ihn ist „ein Vermächtnis der letzte Akt des Vertrauens und wir sind da, um langfristig zu handeln“, daher muss die NGO darauf bedacht sein, potenzielle Spender*innen zu beruhigen.