Über geladene Gewehre und Friedenstauben

Von Jesse DhurMisch Pautsch Für Originaltext auf Englisch umschalten

Man könnte fast meinen, der Mensch sei für den Krieg bestimmt. Die Schaffung von echtem Frieden ist zwar eine vielschichtige Herausforderung, ist aber nicht unmöglich. Sie erfordert die Mobilisierung und das Engagement verschiedener Menschen und Institutionen zu unterschiedlichen Zeiten. In Gesprächen mit verschiedenen Akteur*innen der Zivilgesellschaft untersucht das Lëtzebuerger Journal einen erweiterten Friedensbegriff.

„Eine der wichtigsten Aufgaben für den heutigen Friedensaktivismus – ob im ukrainischen Kontext oder in anderen Konfliktgebieten – besteht darin, jetzt eine Sicherheits- und Friedensarchitektur für die Zukunft zu entwerfen“, betont Raymond Becker, Mitinitiator der NGO Friddens- a Solidaritéitsplattform Lëtzebuerg. In der Tat waren Friedenskonsolidierung und Friedenssicherung noch nie so wichtig wie heute. Fakt ist, dass die absolute Zahl der Kriegstoten seit 1946 weltweit zurückgegangen ist. Nach Angaben der Vereinten Nationen haben die gewaltsamen Konflikte jedoch einen neuen Höchststand seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erreicht. Und auch wenn die anhaltende humanitäre Krise in der Ukraine derzeit die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht, verdienen eine Vielzahl von Konflikten auf der ganzen Welt sowie die endemische Gewalt in Gesellschaften, die sich angeblich im Frieden befinden, ebenso viel Unterstützung und Mitgefühl.

Die Bekämpfung der Ursachen und Triebkräfte von Konflikten sowie die Schaffung von Frieden sind langfristige und komplexe Unternehmungen. In Zeiten globaler Alarmbereitschaft und anhaltender Erschütterung durch die Schrecken des Krieges, der erneut auf dem europäischen Kontinent wütet, scheint die Aufgabe noch schwieriger zu sein. „Nach siebeneinhalb Monaten Krieg in der Ukraine und angesichts einer öffentlichen Debatte, die immer noch von Angst, Verzweiflung und Wut beherrscht wird, ist es sehr schwierig, sich die Komplexität der Maßnahmen vorzustellen, die erforderlich sind, um Frieden wieder möglich und nachhaltig zu machen“, sagt Raymond Becker. „Und dennoch: Auch wenn es vielleicht zu früh ist, sich Lösungen für morgen vorzustellen, ist es entscheidend, an übermorgen zu denken.“

Die ewige Frage: Frieden durch Waffen?

Obwohl der 69-jährige Luxemburger für weitsichtige Antworten abseits von kriegshysterischen Diskussionen eintritt, habe ihn der russische Angriff auf die Ukraine Anfang des Jahres selbst schockiert. „Die Zeit nach den Ereignissen Ende Februar war für mich als langjährigen Friedensaktivisten die bisher größte Herausforderung“, gesteht der Wahl-Echternacher. Raymond Becker ist schon sein ganzes Leben lang in der Kommunalpolitik und der Zivilgesellschaft aktiv. Seit Ende der 1970er Jahre richtet sich sein Engagement gegen Krieg, Aufrüstung und Atomwaffen.

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