Squid Game: Das Spiel mit der Verantwortung

Von Misch Pautsch

Kinder spielen Squid Game nach. „Gott sei Dank. Trotzdem sollten sie die Serie nicht schauen“, sagt Psychologin Karin Weyer. Warum sie das findet und weshalb der Medienhype um die „Gefahr“, die von der Show ausgehen soll, eine Stilübung im Clickbaiting ist.

„Dieses neue Ding macht unsere Kinder aggressiv,“ ist ein Satz so alt wie die Gesellschaft. Jährlich wird die Liste dieser „Dinge“ länger: In den 1980ern war es das „satanistische“ Rollenspiel Dungeons & Dragons, das heimlich in Kellern gespielt wurde. Nur einige Jahre später wurden an einigen Schulen die Harry Potter-Bücher verboten – weil sie scheinbar Hexerei verherrlichten. Das Amerikanisch klingende (aber Deutsche) Wort Ego-Shooter ist an und für sich zur Warnung vor Computerspielen geworden. Anime (japanische Animationsserien) und auf ihnen basierende Karten- und Videospiele wie Yu-Gi-Oh! oder Pokémon haben seit den 90ern, wenn nicht immer direkte Verbote, dann doch immerhin viel Polemik mit sich gebracht.

Irgendein „Ding“ gibt es immer, und es kann viele Formen annehmen. Gemein ist ihnen fast immer, dass es fremd ist oder wirkt, es „unseren Kindern“ schadet und fast immer schnell in Vergessenheit gerät, wenn es dann doch, wider Erwarten, keine ganze Generation verdorben hat. Wie die Faust aufs Auge passt da der neue Hype um die südkoreanische Serie Squid Game.

Das „Ding“

Die Netflix-Show verfolgt eine Gruppe von 456 schwer verschuldeten Koreaner*innen, die von einer schattenhaften Gruppe maskierter Superreicher mit einem Preisgeld von 33 Millionen Euro dazu verführt wird, an einer Reihe Kinderspielen teilzunehmen. Wer verliert, wird von uniformierten Schiedsrichter*innen getötet. Der kapitalismuskritische Twist: Die Teilnehmer*innen könnten jederzeit aussteigen, wenn die Mehrheit dafür stimmt. Nur ist ihre finanzielle Situation so desolat, dass die Mehrheit lieber zu den Spielen zurückkehrt, als sich ihren Schuldner*innen zu stellen. Und so wetten die „VIPs“, mit Champagner in der Hand, ob Kandidat*innen in klassischen Kinderspielen wie Ochs am Berg (auch z.B. bekannt unter: Red-Light, Green Light oder 1-2-3-Piano), Tauziehen, Murmeln, oder im koreanischen Squid Game (eine Mischung aus Fangen und Himmel und Hölle) leben oder sterben.

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