Mit rund 92 Prozent der Stimmen wurde Francine Closener Anfang März zur Co-Präsidentin der LSAP gewählt. Der früheren Staatssekretärin bleibt allerdings nur wenig Zeit, sich in ihre neue Funktion einzuarbeiten, steht das Superwahljahr 2023 doch fast schon vor der Tür.
Eigentlich hätte Francine Closener bereits vor zwei Jahren als seinerzeit einzige Kandidatin den Parteivorsitz übernehmen sollen, zog ihre Kandidatur dann aber aus familiären Gründen zurück, so dass der damalige LSAP-Generalsekretär Yves Cruchten den Präsidentenposten übernahm. Der Weg für eine Doppelspitze wurde derweil erst im vergangenen Herbst freigemacht.
Bei der Erstauflage der blau-rot-grünen Koalition war die 52-jährige Staatssekretärin für Wirtschaft, Verteidigung und innere Sicherheit. Zuvor war sie als Journalistin bei RTL tätig, unter anderem als Chefredakteurin beim Radio. Wir trafen die Co-Präsidentin und LSAP-Abgeordnete am Freitag vergangener Woche in den Räumlichkeiten der LSAP-Fraktion.
Lëtzebuerger Journal: Nach Lydie Schmit, die in den 70er Jahren während fünf Jahren den Parteivorsitz innehatte, sind Sie in der langen Geschichte der LSAP erst die zweite Frau an der Parteispitze. Hat die LSAP ein Frauenproblem, oder wie ist das zu erklären?
Francine Closener: Die LSAP hat mit Sicherheit kein Frauenproblem. Wenn es eine Partei gibt, die sich schon sehr lange für die Gleichberechtigung einsetzt, dann ist das die LSAP. Dass wir jahrelang keine Frau an der Spitze hatten, ist natürlich eine Tatsache. Inzwischen ist das mit der Gleichberechtigung aber eine ganz normale Entwicklung, was nicht zuletzt an der Einführung der Doppelspitzen, also der paritätisch von einer Frau und einem Mann besetzten Posten auf fast allen Ebenen zu sehen ist. Wichtig ist dabei vor allem ein gutes Miteinander, dass die Chemie stimmt.
Ihr Generalsekretär Tom Jungen, von dem man ansonsten ja nicht viel hört, hat sich auf dem letzten Kongress im März gewünscht, dass die LSAP weiblicher und jünger werden müsse. Die politische Kongressrede als Präsident hielt dann aber trotzdem ihr männlicher Co-Vorsitzender, derweil Sie zum Schluss der Veranstaltung nur kurz das Wort ergriffen.
Das ist dahingehend zu erklären, dass Dan Biancalana den Parteivorsitz bereits seit Mitte Januar als Interimspräsident von Yves Cruchten übernommen hatte, und somit auch die offizielle Kongressrede hielt. Dahingegen war ich Kandidatin, also noch nicht gewählt. Das Wahlresultat von über 90 Prozent hat mich umso mehr erfreut.
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