Ressourcen statt Abfall

Von Christian BlockMisch Pautsch

Aus Recyclinghöfen sollen Ressourcenzentren werden. Das sieht die geplante Reform der Abfallgesetzgebung vor. Doch die kommunale Autonomie und politische Grabenkämpfe riskieren, die Ambitionen der Regierung auszubremsen. Gleichzeitig wächst die Zahl der Re-Use-Initiativen.

Patrick de la Hamette gibt sich optimistisch. In den kommenden Monaten rechnet der Präsident und Mitbegründer von Digital Inclusion endlich mit der ersten Lieferung von gebrauchten Laptops über das neue Projekt. Die gemeinnützige Organisation, über die Jahre auf eine beachtliche Zahl von 16 Mitarbeiter*innen gewachsen (zusammen elf Vollzeitäquivalente), hat seit ihrer Gründung im Jahr 2016 bereits 3.500 Computer an Menschen verteilt, die sich keinen leisten können, darunter viele Asylbewerber*innen und Revis-Empfänger*innen. Auf diese Weise hat der Verein ihnen über Spenden erlaubt, am digitalen Leben teilzuhaben. Sei es, um Hausaufgabenübungen herunterzuladen, Bewerbungen zu schreiben oder einen Covid-Impftermin zu vereinbaren.

2019 hat der Verein ohne Gewinnzweck zwischen 600 und 650 Rechner und Laptops an Menschen verteilt. Im vergangenen Jahr waren es, maßgeblich bedingt durch die plötzliche Umstellung auf Homeschooling, rund 750 PCs sowie 175 Smartphones.

Das neue Projekt, um das es geht, nennt sich Social ReUse und geht auf eine Initiative von Ecotrel zurück. Ecotrel ist ein Verein ohne Gewinnzweck, von Herstellern und Importeuren von Elektro- und Elektronikgeräten gegründet mit dem Ziel, deren legale Verpflichtungen mit Blick auf die Entsorgung von ausgedienten Elektrogeräten zu übernehmen. Ziel des Social ReUse-Projekts ist es indes, noch funktionstüchtige Haushaltsgeräte und Computer in bestimmten Recyclinghöfen separat zu sammeln, zu kontrollieren und über gemeinnützige Organisationen wieder in einen neuen Nutzungskreislauf zu bringen.

Doch für Digital Inclusion war es bislang vor allem eine Geduldsprobe. Vor rund anderthalb Jahren wurde eine Konvention mit dem Oeko-Center Hesperingen unterzeichnet. Und das zwar zwei Jahre nachdem ein erster Anlauf zur Unterzeichnung geplatzt war. Der Grund waren angebliche Irregularitäten hinsichtlich der Genehmigungen von Digital Inclusion, die Ecotrel geltend machte. Inzwischen steht die Konvention mit diesem und drei weiteren Reyclinghöfen. Zum Abholen gab es indes zum Zeitpunkt dieses Interviews Mitte Oktober noch nichts.

Es ist ein Beispiel, das zeigt: Die Pläne der Regierung zur Förderung der Wiederverwertung wie auch der Abfallreduzierung im Allgemeinen riskieren aus sehr verschiedenen Gründen nur schleppend voranzukommen. Die Erfahrung lehrt: Im so genannten Land der kurzen Wege braucht man oft sehr lange, um ans Ziel zu kommen.

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