Opgepikt - Entenangeln

Von Pascal Steinwachs

The Times They Are-a-Changin’: Die Fouer ist Geschichte, die Queen ist tot, und das Luxemburger Wort soll in Komma umgetauft werden. Der satirische Wochenrückblick von und mit Pascal Steinwachs.

Wochenende

Würde Jesus noch leben, er wäre sicherlich verdammt stolz auf Kardinal Jean-Claude Hollerich, der wieder mal unter Beweis stellt, dass er ein waschechter Christ ist. So zitiert die frühere Erzbistumszeitung, die auf ihren Glaube&Leben-Seiten trotz neuem Besitzer übrigens immer noch ziemlich erzbistümlich unterwegs ist, in einem halbseitigen Artikel das Nachrichtenportal des Vatikans, laut dem Hollerich gesagt haben soll, dass Christsein nicht nur bedeute, sonntags zur Messe zu gehen, sondern dass Christsein gelebt werden müsse: „Wenn ich mich unter die Führung des Heiligen Geistes stelle, verändere ich mich, verändert sich die Gesellschaft.“

Sogar Ukrainer*innen gedenkt Hollerich bei sich zu Hause aufzunehmen: „Ich nehme auch eine dreiköpfige Familie auf … Es tut gut, mit ihnen zusammen zu sein und diese Solidarität zu erleben“, wobei der Kardinal in seinem Viele-viele-viele-Zimmer-Palast in der Avenue Marie-Thérèse womöglich noch Platz für weitere Ukrainer*innen hätte, und demzufolge noch mehr Solidarität erleben könnte.

Die Politiker*innen sollten sich jedenfalls ein Beispiel nehmen, aber wie es aussieht, hängen die lieber Tag für Tag auf der Fouer herum, wo sie hunderte von Fotos schießen, mit denen sie anschließend – politisch ist ja gerade sonst nichts los – ihre Facebook- und Instagram-Seiten zupflastern.

Sogar die sonst so kämpferischen Jungsozialist*innen waren auf der Fouer: Nicht um die Monarchie abzuschaffen oder die Revolution auszurufen, sondern um sich gemütlich einen hinter die Binde zu kippen. Neben der unumgänglichen Gesundheitsministerin Paulette Lenert, die inzwischen, wo Corona nur noch eine ferne Erinnerung ist, ja fantastisch viel Freizeit hat und überall dabei ist, wou eng Kaz geschleeft gëtt, hatte sich überraschend auch Wirtschaftsminister Franz Fayot der illustren Runde angeschlossen – sehr zur Freude der Jusos, gilt Fayot doch als Stimmungskanone par excellence.

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