Kaum ein*e Politiker*in kann auf eine derart lange Karriere zurückblicken wie Astrid Lulling, die auch im Alter von 92 Jahren noch immer kein Blatt vor den Mund nimmt.
Ein sonniger Freitagmorgen irgendwann im Februar. Wir sind mit dem Zug nach Schifflingen unterwegs, um dort Astrid Lulling zu treffen. Sie eine lebende Politlegende zu nennen wäre möglicherweise noch untertrieben. Allerdings haben wir uns als Ortsfremde auf dem Weg vom Schifflinger Bahnhof zu Lullings nahe dem Wald gelegenen Haus bei unserem Versuch, eine Abkürzung zu nehmen, derart verlaufen, dass wir leicht verspätet dort ankommen.
Geliebt und gehasst
Anscheinend immer noch zu früh, öffnet uns bei unserem Eintreffen doch eine freundliche Haushaltshilfe die Tür, der zufolge Astrid Lulling noch dabei sei, sich zurechtzumachen. Trotz ihres doch schon fortgeschrittenen Alters ist Lulling nämlich immer noch so modebewusst und auf ihr Äußeres bedacht, wie das sonst junge Frauen sind.
Begrüßt werden wir kurz darauf von einer bestens gelaunten Astrid Lulling, die sich in den folgenden zwei Stunden – und wäre es nach ihr gegangen, dann hätten wir wahrscheinlich noch weitaus länger miteinander gesprochen – als gute Gastgeberin erweist. Sie fragt mehrmals nach, ob wir denn wirklich nicht noch was zu trinken oder zu essen wünschen.
Unnötig zu erwähnen, dass sich Lulling, die in der Öffentlichkeit immer vehement dafür eintritt, der Gesundheit wegen wenigstens zwei Gläser Wein am Tag zu trinken, „da mäßiger, aber regelmäßiger Konsum die beste Prävention gegen kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs und sogar Demenz ist“, bei unserem am späten Vormittag geführten Gespräch ihren eigenen Ratschlag zu Herzen nahm und genüsslich einige Gläser Vin-Vichy (Weinschorle d.Red.) trank.
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