New Work: Wohlbefinden bei der Arbeit, indirektes Opfer der Pandemie

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Wie sieht die Arbeit von heute aus? Wo liegen die Chancen und welche Bereiche sind noch verbesserungswürdig? In Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmerkammer veröffentlicht das Lëtzebuerger Journal regelmäßig Artikel über die Entwicklung der Arbeitswelt.

Die Hälfte der Arbeitnehmer*innen in Luxemburg glaubt, dass ihre berufliche Situation durch die Coronavirus-Krise stark oder sehr stark beeinträchtigt wurde. Das ist eines der Ergebnisse der Umfrage „Quality of Work Index Luxembourg“* (QoW), die 2020 von der Arbeitnehmerkammer (CSL) in Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg und dem Sozialforschungsinstitut infas durchgeführt wurde.

„Laut einer Befragung über die Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die Arbeit, glauben 49 % der Teilnehmer*innen, dass ihre berufliche Situation stark oder sehr stark beeinträchtigt wurde. Umgekehrt waren 51 % der Befragten der Meinung, dass die Gesundheitskrise keine Auswirkungen auf ihre Situation hat“, so David Büchel, Arbeitspsychologe bei der Arbeitnehmerkammer (CSL). Arbeitnehmer*innen zwischen 35 und 44 Jahren, die im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der Industrie arbeiten, waren von der beispiellosen Krise am stärksten betroffen. „Mitarbeiter mit Kindern berichteten auch, dass sie stärker betroffen waren als Mitarbeiter ohne Kinder, ebenso wie Mitarbeiter, die von zu Hause aus arbeiten, im Vergleich zu denen, die weiterhin an ihrem gewohnten Arbeitsplatz saßen“, so der Psychologe.

David Büchel, Arbeitspsychologe der Arbeitnehmerkammer

Diese Umfrage, die in der Zeit nach dem ersten Lockdown, zwischen Juni und September 2020, durchgeführt wurde, zeigt, dass die sanitäre Krise die allgemeine Qualität der Arbeit in Luxemburg stark beeinflusst hat. Konkret wurde vor allem die Nutzung von Home Office (47 %) beobachtet. Es kam zu Veränderungen bezüglich der Arbeitszeit (32 %). 19 % der Arbeitnehmer*innen geben an, dass sie in Kurzarbeit versetzt wurden, während 12 % gezwungen waren, Urlaub zu nehmen.

Generell haben die psycho-sozialen Aspekte der Arbeit, die normalerweise das Wohlbefinden und die persönliche Entwicklung fördern, unter der Krise gelitten. Vor allem die Zusammenarbeit zwischen Kolleg*innen hat abgenommen. Masken, die Einhaltung von Gesundheitsprotokollen und Home Office haben sich negativ auf die notwendige Zusammenarbeit der Mitarbeiter*innen im gleichen Unternehmen ausgewirkt. Auch Mitbestimmung und Autonomie haben im Jahr 2020 an Präsenz verloren. „Wir sind vor allem soziale Wesen und eine Reduzierung der Kontakte und des Austauschs kann nur zu einem Verlust der Referenzpunkten führen“, ergänzt David Büchel.

„Wir sind vor allem soziale Wesen und eine Reduzierung der Kontakte und des Austauschs kann nur zu einem Verlust der Referenzpunkten führen.“

Laut den Umfrageergebnissen hatten 46 % keine Angst, sich mit dem Virus anzustecken, 31 % hatten mäßige Angst und 24 % hatten große Angst sich anzustecken. Während in den meisten Unternehmen die Möglichkeit zur Händedesinfektion (93 %) und ausreichende Informationen zum Schutz vor COVID-19 (82 %) gegeben wurden, schaffte es ein Viertel der Mitarbeiter*innen nicht immer, den Sicherheitsabstand von zwei Metern einzuhalten und 16 % beobachteten, dass nicht jede*r in ihrem*seinem Unternehmen eine Maske trägt. „Diese Angst, kontaminiert zu werden, ist bei Frauen (30 %) stärker ausgeprägt als bei Männern (21 %). Erwartungsgemäß ist die Angst vor dem Virus in Berufen mit direktem Kundenkontakt hoch, sei es im Gesundheitswesen, im Handel, im Transportwesen oder im Hotel- und Gaststättengewerbe.“

Soziale Isolation, Unsicherheit im Zusammenhang mit der Krisensituation, aber auch die Angst vor dem Virus wirkten sich negativ auf die psychische Gesundheit aus. „Wir haben zum Beispiel herausgefunden, dass 3 von 10 Arbeitnehmern depressionsgefährdet sind und 1 von 10 starke Anzeichen einer Depression zeigen, insbesondere ältere und jüngere Arbeitnehmer und allein lebende Menschen. Das ist etwas, das man in den kommenden Jahren im Auge behalten sollte. Auch hier gilt, dass allein lebende Frauen und insbesondere Alleinerziehende ein höheres Risiko für Depressionen haben.“

Die Pandemie COVID-19 gab der Entwicklung des Home Office einen unerwarteten Schub, die Mitte März 2020 über Nacht zur einzigen Möglichkeit wurde, Unternehmen am Laufen zu halten und dabei die Anweisungen der Behörden und die Gesundheit der Mitarbeiter*innen zu respektieren. „In einer Post-Konflikt-Phase steigt die Zahl der Menschen, die zu Hause arbeiten. Doch in der Phase nach dem Ende der Studie, zwischen Juni und September 2020, betrifft die Arbeit von zu Hause aus immer noch 33 % der Befragten, im Vergleich zu 21 % im Jahr 2017“, analysiert David Büchel.

Diese Form der Arbeit ist ungleich verteilt, wobei einige Kategorien von Arbeitnehmer*innen mehr profitieren als andere, vor allem Führungskräfte, Manager, intellektuelle und wissenschaftliche Berufe, aber auch Verwaltungsangestellte auf Kosten der Außendienstmitarbeiter*innen. So konnten bestimmte Kategorien von Arbeitnehmer*innen ohne allzu große technische Einschränkungen und Gehaltseinbußen weiterarbeiten, allerdings zum Preis einer höheren psychischen Belastung, Zeitdruck, emotionalen Anforderungen und Konflikten zwischen Berufs- und Privatleben.

* Die Umfrage „Quality of Work Index Luxembourg“ wurde zwischen Juni und September 2020 durchgeführt. Es nahmen 2.364 Personen im Alter von 16 bis 64 Jahren teil, die eine regelmäßige Beschäftigung von 10 Stunden oder mehr pro Woche haben.