Mini Signs: Weniger Frust, mehr Verständnis dank Gebärden für Kinder

Von Laura TomassiniLex Kleren

Was will mein Baby? Täglich stehen Eltern vor genau dieser Frage. "MiniSigns", ein Konzept aus Deutschland, bieten eine einfache Möglichkeit, schon früh miteinander zu kommunizieren, auch wenn es mit gesprochenen Worten noch hapert. Zwei luxemburgische Mütter erzählen, wie Gebärden den Alltag mit Kind entspannter und inniger machen.

Viele Eltern kennen sie, diese Situationen im Alltag, wenn das Kind auf einmal quengelt und ein schnell stressig werdendes Ratespiel beginnt. Ist es hungrig? Will es getragen werden? Ist die Windel vielleicht voll? Bleiben diese Fragen zu lange ungeklärt, ist Weinen die Reaktion. Im Schnitt beginnen Kleinkinder nämlich erst im Alter zwischen anderthalb und zwei Jahren ihre ersten verständlichen Wörter zu sagen. Doch auch in den Monaten davor haben Babys schon Bedürfnisse, die häufig ohne gesprochene Sprache unverstanden bleiben. Nonverbale Kommunikation lautet hier der Schlüsselbegriff, denn auch Mimik, Gestik und Körperhaltung können Informationen vermitteln.

Das Konzept der "Baby Signs", also Gebärden für Kleinkinder, existiert bereits seit den 1980ern, wurde aber zu Beginn hauptsächlich bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen oder kognitiven Beeinträchtigungen angewendet. Seit die Einfach Eltern Akademie aus Deutschland ihren Kurs "MiniSigns" anbietet, findet das Thema Gebärden aber auch bei anderen Eltern Anklang (zur Präzision: zusammengeschrieben steht MiniSigns für die eingetragene Marke von Einfach Eltern, auseinandergeschrieben hingegen für Gebärden für Kinder allgemein). Eine von ihnen ist Julie Oswald, die vor drei Jahren erstmals via Google über das Konzept stolperte: "Mein erstes Mädchen wurde oft in Ess-Situationen frustriert und mürrisch, ich habe allerdings nie wirklich verstanden, was es wollte, so dass es immer wieder zu Krisen kam. Als ich im Internet dann nach anderen Kommunikationsmitteln suchte, stieß ich auf das Thema Gebärden und war sofort fasziniert."

Vorteile für Kind und Eltern

Die gelernte Erzieherin testete die Gebärdensprache mit ihrem Kind zuhause und beobachtete schnell eine rabiate Veränderung zum Positiven, so dass sie sich für die Ausbildung in Deutschland anmeldete. "Das Konzept basiert auf der offiziellen Deutschen Gebärdensprache, wie sie etwa Gehörlose anwenden, nur dass MiniSigns wirklich für Kinder gedacht und in acht Themenstunden aufgebaut ist", erklärt Julie. Mit Freund*innen und deren Kindern integrierte sie die Handgesten auf spielerische Weise in die Kommunikation und begleitete ihre Worte bei ihrem zweiten Kind von Anfang an mit Gebärden. Ab Mai will die zweifache Mutter in ihrem "Eisleker Haus" nun selbst Kurse anbieten.

"Ab sechs Monaten benutzen Kinder ihre Gesten bewusst. In den Aktivitäten lernen wir also keine Vokabeln, sondern ganz ohne Druck, wie man Gebärden in Alltagssituationen einbauen kann. Das Ganze hilft nicht nur bei der Kommunikation, da Kinder sich dadurch besser ausdrücken und mitteilen können, sondern stärkt auch die Bindung zu den Eltern, da der Blickkontakt viel intensiver ist, als bei reiner gesprochener Sprache." Man kreiere durch die Gebärde einen Moment der Zweisamkeit, etwas, das man nur mit seinem Kind teilt. Dabei können nicht nur Eltern von den Handgesten profitieren, sondern jede*r, der*die mit Kindern Zeit verbringt, so Julie: "Vor allem in Luxemburg ist Mehrsprachigkeit oft eine Challenge. Gebärden sind aber in unserem Fall immer gleich, egal, welche Sprache man spricht, so dass man klar eine Hürde abbaut."

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