Mein zweites Zuhause bei den Schimpansen

Von Laura TomassiniMisch Pautsch

Ein Leben wie das der US-amerikanischen Gorillaforscherin Dian Fossey, nur begrenzt in der Zeit: Tierärztin Claudie Reyland lebt mit Primaten, und das jährlich für mehrere Wochen. Die Luxemburgerin ist Freiwillige beim „Projet Primates“ in Guinea und erzählt, wie der Alltag als Schimpansen-Ersatzmama und Busch-Veterinärin aussieht.

2014 zog es Claudie Reyland zum ersten Mal in den Busch von Guinea, um sich dort als Freiwillige bei einer Tierschutzorganisation um Schimpansen-Waisen zu kümmern. Den Hang zu Westafrika entwickelte die Tierärztin bereits in ihrer Kindheit, denn diese wurde geprägt von den Erzählungen ihrer Großmutter. „Meine Bomi war eine ganz interessante Frau. Sie hat im belgischen Kongo gelebt, wo auch meine Mutter geboren wurde“, erklärt die 57-Jährige. Die Bilder und Geschichten aus dem fernen Land begeisterten die junge Claudie – irgendwann würde auch sie nach Afrika reisen. „Allerdings nicht, um Urlaub zu machen. Ich wollte dorthin, um zu arbeiten“, präzisiert die Tierärztin.

An der Uni verdeutlichte sich schließlich, was genau die Studentin in Afrika tun würde. „Ich hatte einen Dozenten in der Verhaltensforschung, der ganz fasziniert von Gorillas war.“ Forscher*innen wie die berühmte Primaten-Frau Dian Fossey wurden zu Claudies Vorbild und ihr war klar: Sie wollte den Menschenaffen selbst begegnen. „Schließlich sind sie unsere nächsten Vetter.“ Doch ihr spielte das Leben dazwischen: Jahre vergingen, in denen Familie und Beruf an erster Stelle standen und die gelernte Veterinärin sich anderen Tieren widmete. „Ich bin eigentlich Tierärztin geworden, weil ich ganz Pferde-begeistert war“, verrät die 57-Jährige. Ihre ersten zwölf Jahre im Beruf verbrachte sie in Zusammenarbeit mit einem anderen Tierarzt, zwischendurch war sie Fleischbeschauerin im Schlachthaus. „Das war zwar interessant, aber ich bin das lieber nicht mehr“, meint Claudie lachend.

Die Odyssee in den Busch

Im Laufe der Zeit änderte die Veterinärin ihre Richtung und spezialisierte sich auf kleinere Patienten. Erst im Neudorf, dann in Junglinster baute sie sich ihre Klientel auf und arbeitet auch heute noch im dortigen Zweier-Kabinett. Doch Claudies Traum, die Heimat ihrer Großmutter kennenzulernen, blieb stets im Hinterkopf, bis sich ihr mit 50 dann endlich die Möglichkeit bot. „Meine Kinder waren aus dem Haus, ich war getrennt und hatte niemandem, um den ich mich kümmern musste. Es war also ‚now or never‘“, erinnert sich die 57-Jährige. Sie machte sich auf die Suche nach Primaten-Auffangstationen und Zentren, die einen Platz für Freiwillige boten. Zwei Adressen gerieten in Claudies Visier: Das Projekt „Help“ in der Demokratischen Republik Kongo, sowie das „Projet Primates“ in Guinea. „Ersteres habe ich schließlich fallen gelassen, da mir der Kongo politisch zu unsicher war.“

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