(M)ein Job, der unter die Haut geht

Von Laura TomassiniLex Kleren

Von der Master-Studentin zur Tätowiererin: Klingt nach einem ungewöhnlichen Karrieresprung? Ist es auch! Nach fünf Jahren an der Universität Trier entscheidet sich Patty Rausch dazu, Germanistik und Italienisch hinter sich zu lassen, um endlich ihren Jugendtraum zu verwirklichen. Ab jetzt heißt es für sie: Stechen statt büffeln.

„Es ist die beste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe“, meint Patty Rausch kurz vor Beginn ihres nächsten Tätowier-Termins. Seit Januar arbeitet die 26-Jährige im Moonlight Tattoo Studio in Differdingen. Davor hat sie Bachelor sowie Master an der Universität Trier absolviert – so halb zumindest. „Eigentlich bin ich fertig mit meinem Studium, ich muss allerdings noch meine Masterarbeit schreiben“, verrät Patty. Das Thema: Frauenfeindlichkeit im Deutsch-Rap. „Ich wollte nie das Traditionelle tun, sondern immer das, was mir Spaß macht“, sagt die 26-Jährige. Bereits für ihren Bachelorabschluss suchte sie sich ein etwas ungewöhnliches Untersuchungsobjekt aus, nämlich die Intertextualität in Rammstein-Liedern. „Ich spreche insgesamt sechs Sprachen und versuche immer alles miteinander zu verbinden, was mir wichtig ist“, so Patty zu ihrer Wahl.

Den Sprung von der Germanistik zur Tattookunst würden wohl die wenigsten erahnen, doch für die junge Luxemburgerin war bereits während ihres Studiums klar, dass sie einen anderen Weg einschlagen würde. „Ich hatte eine Art ‚Quarterlife Crisis‘ und wusste nicht, was ich im Leben tun wollte.“ Als ehemalige E-Klässlerin mit einer Vorliebe für Musik zog es Patty schon immer in eine künstlerische Richtung. Richtig Klick gemacht, hat es aber erst um Weihnachten, als die Studentin wieder anfing zu zeichnen. „Ich habe während der Dezember-Ferien auf meinem iPad neue Sachen ausprobiert, woraufhin meine beste Freundin mich fragte, warum ich nicht einen Instagram-Account für meine Bilder erstelle“, so Patty. Nach anfänglichen Bedenken – die 26-Jährige sagt von sich selbst, dass sie an chronischer Unsicherheit „leidet“ – ging sie dem Rat nach und erhielt prompt positives Feedback.

Der Erfolg der „wieso-nicht“-Attitüde

„Nach drei Tagen wurde ich von ein paar Leuten angeschrieben, die sich meine Designs tätowieren lassen wollten. Ich fühlte mich geschmeichelt, habe aber gedacht, dass es doch eigentlich cool wäre, die Motive selbst zu tätowieren.“ Es sollte der Beginn einer ganz besonderen Glückssträhne für Patty sein, denn der Gedanke motivierte sie, sich auf die Suche zu machen. „Ich wollte schon auf der Kunst-Sektion im Gymnasium Tätowiererin werden, habe allerdings immer gedacht, dass das nur ein Traum bleibt, der sich eh nicht erfüllt“, gesteht Patty. Massive Fehlanzeige, denn nur zwei Monate später postet sie nun täglich Fotos von ihren Werken auf der Haut ihrer Kund*innen. An die Stelle im Moonlight Tattoo Studio kam Patty eher zufällig, denn eigentlich sind Lehrplätze für Tätowier-Anfänge*innen in Luxemburg eher spärlich gesät. „Ich habe bei meinen Freunden nachgefragt und wurde hierhergeschickt. Als ich dann vorbeikam, um mich vorzustellen, hat Toki gemeint, ich hätte Talent und könne sofort nächste Woche anfangen.“

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