Mann mit (vielen) Leidenschaften

Es ist Dienstagnachmittag, die Sonne scheint und wir sind mit Carlo Dries verabredet, den alle, die ihn kennen, jedoch nur Sloggy nennen. Ein Spitzname, den er von Kindesbeinen an hat, der allerdings nicht auf die gleichnamige Unterwäsche, sondern auf einen Teddybären zurückzuführen ist. Der war Klein-Carlo seinerzeit derart ans Herz gewachsen, dass er in seiner Straße bald nur noch als Sloggy bekannt war. Einige Jahre später sollte Sloggy nichtsdestotrotz zu einem der Hauptprotagonisten der Escher Untergroundszene werden. 

Die Zugfahrt nach Esch ist angenehm, und die Wegstrecke vom Bahnhof zur Wohnung von Sloggy mehr als interessant. Gibt es hier im Gegensatz zur Hauptstadt, wo die etwas raueren Ecken schon seit längerem nahezu alle dem Erdboden gleichgemacht wurden, doch immer noch Straßen, Plätze und Hinterhöfe, auf die man so oder so ähnlich auch in einer ausländischen Großstadt stoßen könnte. Wobei der industrielle Charme entlang der Hochtrasse, an der auch die neue Kunsthalle liegt, noch einmal einen ganz speziellen Reiz ausübt.

Die South Bronx von Esch

Als wir Carlo Dries zwei Wochen zuvor gefragt hatten, ob er an einem Gespräch mit uns interessiert sei („Esch 2022 steht vor der Tür. Du hast immer in Esch gewohnt und wohnst immer noch in Esch. Du warst in der Escher Schluechthausszene involviert. Also. Reden wir?“), da war er erst zaghaft („Ah, Du willst über einen Has-been schreiben“), sagte dann aber zwei Sekunden später zu. Er wohne übrigens in der South Bronx von Esch, gab er uns dann noch lächelnd mit auf den Weg, womit er auf die South Bronx von New York anspielte, die als Geburtsstätte des Hip-Hop gilt und die in den 70er Jahren ein eher gefährliches Pflaster war, als das Esch in der Öffentlichkeit ja oftmals auch dargestellt wird.