Pünktlich zur elften Ausgabe der Luxembourg Art Week (21. bis 23. November) wirft das Journal einen Blick über die Mauern der Luxexpo hinaus, denn auch Luxemburgs Unternehmen und Institutionen haben so manche Sammlung zu bieten. Ein Gespräch mit den Kurator*innen von Arendt & Medernach sowie Kunstexpertin Patricia De Zwaef.
Es ist fast, als würde man eine Kunstgalerie betreten: Im Erdgeschoss zieren Fotografien des weltbekannten US-amerikanischen Fotografen Andres Serrano die Wände, ein Stockwerk höher Werke großer Namen wie David LaChapelle, aber auch Bilder von Luxemburger Künstler*innen wie Lisa Kohl, Marco Godinho, Justine Blau oder Sophie Jung. Seit 22 Jahren widmet sich die Anwaltskanzlei Arendt & Medernach zeitgenössischer Fotografie. Die Idee, damals von Gründungsmitglied Philippe Dupont, wurde von Anfang an durch Kurator Paul di Felice umgesetzt, seit zwei Jahren ist auch seine Tochter Claire im Boot.
Über 360 Werke zählt die Kollektion des Unternehmens, die jedes Jahr durch neue Fotografien ergänzt wird. Arendt & Art ist dabei kein Einzelprojekt in Luxemburg, denn viele Firmen sammeln Kunst. Was die Kanzlei auf Kirchberg aber so besonders macht, ist die Zugänglichkeit, denn jedes Wochenende öffnet man hier die Türen. "Es war von Anfang an die Idee, dass nicht nur unsere Kunden und Mitarbeiter die Sammlung im Arendt House sehen sollten, sondern auch die breite Öffentlichkeit", erklärt Paul di Felice. Während die Werke im ersten Stock von Externen aus Sicherheitsgründen nur während Führungen oder speziellen Events besichtigt werden können, sind die zwei jährlichen temporären Ausstellungen im Erdgeschoss samstags und sonntags für jede*n zugänglich.
Viel mehr als ein Invest
Aktuell kann man hier die Bilder des oben erwähnten Fotografen Andres Serrano bestaunen, der für seine provokativen, doch stets ästhetischen Inhalte bekannt ist. Immersions, The Morgue, Objects of Desire, America, Holy Works: Die Ausstellung kombiniert fünf von Serranos meistbekannten Serien und erstaunt mit manchem Dargestellten. "Natürlich müssen die Werke, die wir aussuchen, immer noch in den Kontext einer Anwaltskanzlei passen, aber es sind alles ikonische Fotos, die den Künstler repräsentieren. Der Ku-Klux-Klan ist hier, die Leichen sind hier, die Waffen sind hier und die Urin- und Blut-Serie ist hier", so di Felice. Es sei wichtig, den Dialog zu fördern, deshalb beinhalte die Kollektion von Arendt &a Medernach bis auf eine Ausnahme – Francesca Woodman, eine der stärksten weiblichen Stimmen der Fotografie-Geschichte – auch nur Werke von noch lebenden Künstler*innen, die regelmäßig eingeladen werden, um über ihre Fotografien zu sprechen.
Warum gerade dieses Medium gewählt wurde, erklärt das Vater-Tochter-Duo so: "Fotografie ist zugänglich, sowohl vom Preis her als vom Gezeigten. Die Bilder erzählen eine Geschichte und es war uns von Anfang an wichtig, dass sie eine Message haben, quasi Kunst, die spricht, ohne natürlich den ästhetischen Aspekt zu vergessen." Dass dabei das ein oder andere Werk polarisiert, nehmen die Kurator*innen in Kauf, denn "es ging nie darum, zu investieren oder zu dekorieren, sondern Kunst mit anderen Menschen zu teilen, die Aktualität zu zeigen und durch die Werke einen Blick auf unsere Gesellschaft zu erhalten, der zur Diskussion anregt", so Paul di Felice.
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