Klärschlammfrei aus eigener Anstrengung

Aus der Ferne sehen sie aus wie Gewächshäuser. Und selbst in ihrem Innern ist der Boden mit einer rund 20 cm tiefen, dunkelbraunen Schicht bedeckt, von der man meinen könnte, es handele sich um Erde. Dabei ist das, was hier zur Trocknung auf die ersten sonnigen Frühlingstage wartet, etwas ganz anderes: Klärschlamm. Als einzige Kläranlage im Land und eine von wenigen in Europa verfügt das Step-Syndikat (mit als Mitgliedern die Gemeinden Bettemburg, Düdelingen, Kayl, Roeser und Rümelingen sowie ein paar französische Gemeinden) über eine Solartrocknungsanlage. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

Klärschlamm ist ein Abfallprodukt, das bei der Reinigung des Abwassers anfällt. Als Verbraucher*innen bekommen wir es normalerweise nicht zu sehen. Klärschlamm fristet sein Dasein überwiegend in Maschinen, Tanks und Lastern. Zu Kompost umgewandelt sieht man ihm seine Herkunft nicht mehr an. Und wenn er thermisch verwertet – also verbrannt wird – verschwindet er ohnehin. Doch auch wenn Klärschlamm für die meisten unter uns nicht sichtbar ist, so geht uns das Thema dennoch alle etwas an.

Warum das so ist, weiß Prof. Dr. Joachim Hansen. Seit fast 30 Jahren beschäftigt sich der Ingenieurwissenschaftler mit dem Thema Abwasserbehandlung. Hochhäuser oder Brücken zu bauen habe ihn hingegen nie wirklich gereizt, vertraut er dem Lëtzebuerger Journal im Gespräch an. "Ich habe mich immer mehr für Umweltschutzthemen im Bauingenieurwesen interessiert", sagt er. "Immer dann, wenn wir Abwasser reinigen, entsteht Klärschlamm. Und zwar in einer relativ großen Menge." Ein Mensch produziere etwa 500 Liter Klärschlamm im Jahr. "Das entspricht in etwa vier vollen Badewannen."