Im Ameisenhaufen eines Amazon-Lagers

Wir hatten diesen Besuch vereinbart, noch bevor wir wussten, dass Amazon diese Möglichkeit der breiten Öffentlichkeit anbieten würde. Seit September ist dies nun der Fall. Viermal pro Woche, dienstags und donnerstags am Vor- und Nachmittag, zeigen einige der geschulten freiwillige Mitarbeitenden der Öffentlichkeit ihren Arbeitsplatz. Der Leiter des Vertriebszentrums, Pierre-Louis Debroise, hat das Journal auf eine private Führung mitgenommen. Ein Besuch, der mehr als zwei Stunden in diesem riesigen Lagerhaus dauern wird.

In der Nähe des Dorfes Augny in Frankreich ragt das Zentrum aus der umgebenden Landschaft heraus. Es handelt sich um einen ehemaligen Luftwaffenstützpunkt, der von dem amerikanischen Riesen aufgekauft wurde. Denn der Konzern braucht Platz. Das zeigt sich schon bei unserer Ankunft mit einem riesigen Parkplatz, der voll mit Autos ist. Man muss dazu sagen, dass der Standort mehr als 4.000 Menschen beschäftigt, was der Personaldecke von Amazon in Luxemburg entspricht. Dutzende Menschen verlassen gerade ETZ2, so der Kurzname, der sich aus dem Code des nächstgelegenen Flughafens ableitet. Es ist fast zwei Uhr nachmittags, Schichtwechsel also. Die Frühschicht macht Platz für die Nachmittagsschicht. Dann kommt die Spätschicht. Es ist ein wahrer Ameisenhaufen, der nie stillsteht.

Nachdem wir die Formalitäten erledigt und eine gelbe Weste angezogen hatten, machen wir uns auf den Weg in die Höhle des Vertriebszentrums. Ein riesiges Lagerhaus, das in vier Stockwerke unterteilt ist (wir werden nur zwei davon sehen), mit einer Grundfläche von 50.000 m² (das entspricht etwa acht Fußballfeldern) und kilometerlangen Förderbändern, die am Boden oder an der Decke verlaufen und ständigen Lärm verursachen. Die Anlage ist modern und eines der Schaufenster des Konzerns in Europa. ETZ2 wurde 2021 eröffnet, erklärt uns sein Leiter, der von der Eröffnung an dabei war. Der ausgebildete Ingenieur arbeitet seit acht Jahren bei Amazon, eine Leistung, wie er selbst zugibt, denn der amerikanische Konzern hat den Ruf, sehr anspruchsvoll gegenüber seinen Angestellten zu sein: "Amazon hat dieses Grundstück erworben, das ziemlich groß sein musste, es ist ein ehemaliger Luftwaffenstützpunkt. Und die andere Voraussetzung war, dass es nahe genug an einer Autobahn für die Lieferwagen liegt."