Nochmal Eltern sein, zumindest für ein paar Stunden am Tag: Während Mama und Papa arbeiten, übernehmen zahlreiche Großeltern in Luxemburg die Aufsicht der Kinder – auch während Corona. Dass die Kleinen gerade für ältere Menschen ein Risiko darstellen können, nehmen die meisten in Kauf. Denn – so berichten es die Interviewpartner*innen dem Lëtzebuerger Journal – nichts hält länger jung, als Zeit mit den Enkel*innen zu verbringen.
Es ist fünf Uhr morgens. Bei Rosens in Oberkerschen klingelt bereits der Wecker. Eigentlich sind Demy und seine Frau Marlies seit Jahren in Rente, doch wirklich Ruhe ist bei ihnen noch nicht eingekehrt. Grund hierfür sind die Enkelkinder, die das Ehepaar mehrmals die Woche versorgt. Nur einige hundert Meter entfernt wohnt einer der beiden Söhne mit Frau und Kindern. Vom Wohnzimmer aus haben Demy und Marlies direkte Sicht auf das Haus, in dem sie einst selbst lebten. „Der Große kommt sofort morgens her und putzt seine Zähne bei uns, während seine Mutter seine kleine Schwester Zuhause auf den Kindergarten vorbereitet“, erklärt Marlies den Tagesablauf.
Die 72-Jährige ist es gewohnt, sich um ihre Enkel*innen zu kümmern, denn dies tut sie bereits seit Jahren: „Der Älteste ist nun elf, ihn habe ich quasi von Anfang an großgezogen.“ Vor und nach der Schule, sowie über Mittag bleiben die Kleinen bei den Großeltern, denn beide Elternteile sind berufstätig. Ihre Kinder in die Crèche oder Maison Relais zu geben, kam für das Paar nie in Frage. „Unser Sohn wollte das nie, da er und sein Bruder auch stets Zuhause waren. Ich bin ja nicht arbeiten gegangen“, so Marlies. Oma wurde die Rentnerin schon früh, denn das erste Enkelkind kam zur Welt, als seine Mutter erst 18 war. „Sie ging damals noch zwei Jahre ins Gymnasium. Jeden Morgen hat sie in der Schule ihre Milch abgepumpt und ich habe die Flaschen abgeholt. Der Security-Mann fand das immer sehr komisch“, erinnert sich Demy.
Privatfahrer und -lehrer in einem
Durch die Kinder sei der ehemalige Staatsarchitekt jung geblieben, missen möchte der 73-Jährige keinen Moment: „Ich denke, wenn wir sie nicht hätten, dann würde uns etwas fehlen.“ Zu Beginn der Schulzeit seines Enkels spielte Demy täglich Schülertransport, bevor der Grundschüler anfing, den Bus zu nehmen. Mittlerweile ist das Opa-Taxi nur noch nachmittags gefragt, wenn es für den Nachwuchs zur Notenlehre geht. Auch die Hausaufgaben fallen unter Demys Tätigkeitsbereich – hierfür musste der Rentner allerdings erst seine Schulkenntnisse auffrischen: „Da muss man sich ranhalten, um mitzukommen, deshalb erkunde ich mich immer beim Lehrpersonal über neuen Lernstoff.“ Die Französisch-Vokabeln büffelt hingegen Oma Marlies mit der fünfjährigen Enkelin, denn unter der Woche haben die Eltern dafür nur wenig Zeit.
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„Hauptsache, die (Enkel-)Kinder sind hier“
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