Gefallene Held*innen

Von Sarah RaparoliLex Kleren

Anfangs bejubelt, inzwischen angefeindet: Das Gesundheitspersonal sieht sich zunehmend verbalen Anfeindungen und einer wachsenden Aggressivität ausgesetzt. Zwei Frauen aus der Gesundheitsbranche berichten von ihrem Alltag.

März 2020. Das Coronavirus hat die Welt im Griff. Es herrscht Stillstand, denn weltweite Lockdowns zwingen die Menschen zu Hause zu bleiben und nur für das Nötigste vor die Tür zu gehen. Zu dieser Zeit ist die Solidarität gegenüber den Menschen in der Gesundheitsbranche bemerkenswert: Kontakte werden reduziert, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, abends wird für die vielen Menschen, die jeden Tag ihr Bestes geben, um das Leben anderer zu retten, applaudiert. „Manche hatten sogar Mitleid mit uns“, erinnert sich Emily* (Name von der Redaktion geändert) an die Zeit vor zwei Jahren zurück.

Vor ihrer Anstellung in Luxemburg absolvierte sie ihre Ausbildung in Deutschland. „Anfangs waren die Menschen, aber auch das Personal selbst angespannt und gestresst. Wir wussten nicht, was auf uns zukommt. Die Leute hatten sehr viel Verständnis, das Feedback war super-positiv. Uns wurde gedankt und sie haben unsere Arbeit sehr geschätzt.“ Im November 2020 tritt Emily ihre Anstellung als Krankenschwester in einer Notaufnahme in Luxemburg an. Die Stimmung sei hitziger geworden, der Ton aggressiver. „Mit dem Anfang der Impfkampagne und des zweiten Lockdowns kamen immer öfter Sprüche wie ‚Wie lange müssen wir noch warten?! Das kann doch nicht sein!‘ oder ‚Ihr seid sehr unprofessionell!‘. Wenn sie bei uns durch die Tür kommen, sind einige der Überzeugung, dass sie das Sagen hätten.“

Die Mitte 20-Jährige erzählt von einem Vorfall, der sich während einer Nachtschicht ereignet hat. Ein alkoholisiertes Ehepaar wurde mit dem Krankenwagen eingeliefert. Nach den üblichen medizinischen Untersuchungen wurden sie entlassen, weil keine Auffälligkeiten festgestellt wurden. „Beide wollten mit dem Krankenwagen nach Hause, weil sie – laut ihrer Erklärung – ja auch mit einem ins Krankenhaus gefahren wurden. Wir sagten ihnen jedoch, dass dies nicht möglich ist – und dann ging es los.“ Zum Verständnis: „Die Versicherten müssen sich von dem behandelnden Arzt eine ärztliche Verschreibung ausstellen lassen, auf der die medizinischen Gründe angegeben sind, die einen Transport in liegender oder immobilisierter Position für die Hin- oder Rückfahrt rechtfertigen“, so die Erklärung der Nationalen Krankenkasse.

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