Finanzdysmorphie: Wenn das Bankkonto nicht zum Gefühl passt
Von Audrey Somnard, Lex Kleren Für Originaltext auf Französisch umschalten
Sparen, obwohl das Konto gut gefüllt ist, Panik beim Geldausgeben, ständiger Vergleich mit anderen – immer mehr Menschen, selbst jene mit gutem Einkommen, leiden unter finanziellen Ängsten, die in keinem Verhältnis zur objektiven Realität stehen. Dieses Phänomen zeigt eine tiefere Wahrheit: Unser Verhältnis zu Geld spiegelt vor allem unsere Emotionen rund um Sicherheit und Selbstwert wider – weit mehr als bloße Zahlen. Eine Einordnung.
Julien (Name von der Redaktion geändert) hat eine gute Stelle im Finanzwesen in Luxemburg, lebt in einer komfortablen Wohnung und hat mehr als 100.000 Euro auf seinem einfachen Sparkonto. Trotzdem gerät der 40-Jährige in Panik, sobald er Entscheidungen über seine Finanzen treffen muss. "Ich passe die ganze Zeit auf, ich habe panische Angst, arm zu sein. Ich habe vor vielen Jahren einmal mein Konto um 100 Euro überzogen, das hat mich traumatisiert."
Julien glaubt, dass er möglicherweise an "finanzieller Dysmorphie" leidet. Dieser Begriff wird allgemein auf Personen angewandt, die eine verzerrte Wahrnehmung ihrer persönlichen Finanzen haben, gut verdienen, aber glauben, sie seien arm.
Eines der Hauptsymptome ist eine tiefe Angst in Bezug auf die Finanzen, die über die üblichen Sorgen wie die Krise der Lebenshaltungskosten oder die Sorge um eine drohende Rezession hinausgeht. Dieser Stress ist tiefer, heimtückischer und zwanghafter.
Die Google-Suchanfragen nach "finanzieller Dysmorphie" erreichten im vergangenen Jahr neue Höchststände. Ein Bericht ergab, dass fast ein Drittel der Amerikaner*innen an finanzieller Dysmorphie leidet, basierend auf einer Umfrage unter 1.000 Personen im Auftrag des Finanzunternehmens Credit Karma. Bei jungen Menschen ist der Anteil noch höher: 43 Prozent der Gen Z und 41 Prozent der Millennials leiden unter finanzieller Dysmorphie. Viele der Befragten verfügten jedoch über Ersparnisse von mehr als 10.000 US-Dollar.
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