Erfolg neugestalten

Von Jang KapgenLex Kleren Für Originaltext auf Englisch umschalten

Was bedeutet es, ein Schuljahr zu wiederholen? Lehrer*innen sagen vielleicht, es sei ein Weckruf für die Faulen, während Schüler*innen oft von Frustration berichten. Im Anschluss an unseren Artikel über die Erfahrungen von Schüler*innen befragte das Lëtzebuerger Journal eine Lehrerin, eine Psychologin und das CePAS zu neuen Ansätzen für die Wiederholung von Schuljahren.

Während die Schüler*innen oft eine ungerechte Behandlung durch die Lehrer*innen, das Notensystem und die verfügbaren Ressourcen beklagen, scheint sich die Schulbehörde der Probleme bewusst zu sein – und versucht, sie anzugehen. Zumindest die Gymnasiallehrerin Frau Müller (Name von der Redaktion geändert) ist sich dessen bewusst. Sie erinnert sich an die Geschichte eines durchgefallenen Schülers, der von Anfang an nicht in seine neue Klasse passte. Die Pandemie machte ihm das Leben nicht leichter. „Die Schule wurde ab dem 13. März [2020] für zwei Monate geschlossen. Da habe ich gedacht, dass das keine einfache Situation für diesen Jungen ist.“ Die Inklusion in eine neue Klasse über Google Meets und Zoom ist keine leichte Aufgabe, wenn die ganze Klasse sich bereits kennt. „In anderen Klassen hatte ich auf einmal drei Schüler, die das Jahr wiederholten, aber es gab nie ein Problem. Sie waren integriert, sie waren im Kurs engagiert. Leider hat es aber nur einer von ihnen am Ende geschafft.“ Als Lehrerin kennt Frau Müller die Probleme der Schüler*innen die das Schuljahr wiederholen müssen also aus erster Hand: schwierige Integration, lange schulische Laufbahnen, Schülerfrustrationen – kurzum, ein Teufelskreis, der bei jedem*r sitzengebliebenen Schüler*in anders aussieht.

Eine Wiederholungsklasse

„Interessanterweise habe ich jetzt eine Klasse, die nur aus durchgefallenen Schülern besteht“, erklärt sie. Um dieses neue Projekt auf der Ebene der 5ième générale (gemeint ist die 9. Klasse des allgemeinen Sekundarunterrichts, auf Französisch als „enseignement secondaire général“ bekannt) zu kontextualisieren, erläutert die Lehrerin die aktuellen Probleme des Systems. Von der 7ième bis zur 5ième können die Schüler*innen in die nächsthöhere Stufe aufsteigen, ohne dass sie in jedem Kurs einen Durchschnitt von über 30 erreichen müssen. Sobald sie jedoch die Stufe der 5ième générale erreicht haben, werden sie mit der harten Realität konfrontiert. Wenn die Schüler*innen dieser Stufe beispielsweise die 1ière (Abitur) des allgemeinen Sekundarunterrichts anstreben, um nach dem Abitur eine Universität zu besuchen, „müssen sie die richtigen Kurse belegen – die so genannten ‚courses avancés‘ – und sie müssen die richtigen Durchschnittswerte haben. Schüler*innen können von der 7ième bis zur 5ième mit bis zu vier ungenügenden Kursdurchschnitten durchkommen, wenn diese über 20 liegen, und bemerken dann zu spät die verschlossenen Türen“, wie Frau Müller bedauert. „Das System ist sehr trügerisch und die Kinder schätzen ihre Möglichkeiten oft falsch ein.“

Du willst mehr? Hol dir den Zugang.

  • Jahresabo

    185,00 €
    /Jahr
  • Monatsabo

    18,50 €
    /Monat
  • Zukunftsabo für Abonnent*innen im Alter von unter 26 Jahren

    120,00 €
    /Jahr

Erfolg neugestalten

2,00 €
/Artikel

Du hast bereits ein Konto?

Einloggen