Eine Geschichte von zwei Königinnen – und reichlich Drama

Von Misch Pautsch

In der langen Beziehung zwischen Menschen und Honigbienen kriselt es unlängst. Denn auch nach etwa 4.600 Jahren gibt es viel über den anderen zu lernen. Bei vielen glätten sich die Wogen wieder. Doch einige wenige Bienenvölker entscheiden, getrennte Wege zu gehen – einer ungewissen Zukunft entgegen.

Die etwa eine Woche alte Honigbienen-Königin landet auf einem Brennnesselblatt im Wald. Aus dem natürlichen Nest in einer Baumhöhle, etwa einen halben Meter hinter ihr, fliegen regelmäßig Arbeiterinnen und Drohnen zu ihr, die sie neugierig mit ihren Antennen und Vorderbeinen abtasten. Sie lässt es über sich ergehen und ruht sich in der Sonne aus – schließlich hat sie die wohl wildesten Stunden ihres Lebens hinter sich. Vor einigen Stunden war sie noch jungfräulich. Nicht länger: Bei ihrem Hochzeitsflug, von dem sie gerade zurück ist, hat sie sich mit bis zu 12 Drohnen (männlichen Bienen) anderer Völker im Flug in mehreren Metern Höhe gepaart.

Die Samen werden vermutlich für den Rest ihres Lebens reichen und nur besonders paarungsfreudige Königinnen lassen sich auf eine zweite Runde ein. Nachdem die Arbeiterinnen sie inspiziert haben und sich zufrieden mit der Leistung ihrer jungen Königin zeigen, fliegt diese in das Nest zurück, das sie mindestens ein Jahr nicht mehr verlassen wird. In etwa zwei Tagen wird sie beginnen, ihre ersten Eier zu legen – und für den Rest ihres Lebens nicht mehr damit aufhören. Wenn das Volk den Winter überlebt und zahlreich genug ist, wird sie im kommenden Jahr zusammen mit der Hälfte ihrer Töchter ausschwärmen und ein neues Nest suchen, genau wie ihre eigene Mutter es vor kurzem getan hat.

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